ZEIT ONLINE: Wie kam es denn zu dieser ungewöhnlichen Ansammlung von Pianisten?
Malakoff Kowalski: Igor spielte zusammen mit Chilly Gonzales in der ZDF-Fernsehsendung , und ich wurde eingeladen, Igor hinter der Bühne zu treffen. Dort bin ich dann Gonzo in der Garderobe begegnet. Wir gingen essen. Gonzo und ich saßen zufällig nebeneinander; er aß Pommes frites und hatte ein großes Glas mit irgendeinem Saft vor sich. Ich sah ihn an und sagte: „Ich beneide dich so sehr.“ Und er fragte: “Warum?“ Und ich sagte: „Weißt du, ich mache gerade eine Low-Carb-Diät. Ich kann keine Pommes essen, ich kann keine Säfte trinken.“ Er sagte: „Was ist los mit dir, leb ein bisschen!“ Und er bot mir seine Pommes an. Ich aß ein paar, wir wurden richtig gute Freunde. Und so habe ich im Laufe von zehn Jahren zehn Kilo zugenommen.
Chilly Gonzales: Alles meine Schuld.
Kowalski: Johanna, das ist wohl die jüngste Freundschaft. Ihre Musik lässt sich mit nichts vergleichen. Sie improvisiert zwischen Klassik und Jazz wie sonst niemand da draußen. Ich habe eine Kritik über ihre Musik geschrieben, und wir freundeten uns an.
ZEIT ONLINE: Was muss passieren, dass vier viel beschäftigte Pianisten sich zusammentun?
Kowalski: Es ist wirklich außergewöhnlich. Wenn man ein Quartett hat, ist es meist ein Ensemble. Bass, Klavier, Trompete, Streicher. Oder eine Band.
Igor Levit: Ich will hier nicht der Spielverderber sein. Aber Kollaborationen zwischen Freunden gab es schon immer. Als John Cage 1945 die Weltpremiere von Erik Saties veranstaltete, brachte er Freunde zusammen. Malakoff hatte die spektakuläre Idee, klassische Klavierstücke mit Ginsbergs Gedichten zu verbinden. Natürlich wollte ich da dabei sein.
ZEIT ONLINE: Wann haben Sie angefangen, an diesem Vorhaben zu arbeiten?
Gonzales: Es war ein sehr langsamer Prozess. Malakoff ist mehrfach mit mir aufgetreten, vor allem um 2019 herum. Alle paar Monate spielte er bei einem Chilly-Gonzales-Konzert mit. Damals unternahmen wir einen der ersten Songversuche für dieses Projekt, Lieder mit Worten …
Kowalski: Das war das Stück von Chopin, aus dem wurde. Das war das allererste Stück, das wir vor etwa sechs Jahren als Skizze zusammen gemacht haben.
Gonzales: Die Idee existierte bereits, als ich Kowalski kennenlernte. Er hatte eine Sammlung von Miniaturen, die er für perfekte Popsongs aus dem klassischen Repertoire hielt. Dann spielten wir drei, ich, Igor und Malakoff, 2021 in Wiesbaden ein Konzert, bei dem wir etwas von Schumann ausprobieren wollten.
Kowalski: Ein Nachtstück von Schumann.
Gonzales: Und das haben wir an dem Abend aufgeführt.
Levit: Und dann haben wir viel geraucht.
Gonzales: Es hat sich langsam entwickelt, Stein auf Stein, bis zu dem Punkt, an dem wir jetzt sind.
Johanna Summer: Diese Art, Musik zu spielen, das ist nichts, was ich jeden Tag mache. Aber es fühlte sich definitiv richtig an. Das hat auch etwas damit zu tun, mit wem man spielt. Es gibt ein starkes Vertrauensverhältnis zwischen uns, ich hätte das mit niemand anderem gemacht.
Levit: Malakoff hat eine leicht pseudotyrannische Herangehensweise, wenn er Sachen plant. Er ist der Großmeister darin – um es mit den Worten aus zu sagen –, einem ein Angebot zu machen, das man absolut nicht ablehnen kann. Und wenn du ablehnst, wirst du ein Pferd ohne Kopf in deinem Bett vorfinden.