Die deutsche Wirtschaft schwächelt. Meldungen über Stellenabbau und Werksschließungen reißen nicht ab.

In einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ) spricht Mercedes-Chef Ola Källenius nun darüber, was die Politik jetzt tun muss, um die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen.

Ein Thema stört den Mercedes-Vorstandsvorsitzenden dabei besonders: der hohe Krankenstand in hierzulande.

▶︎ Laut Källenius ist vor allem eine Reform des Arbeitsmarktes notwendig: „Dazu braucht man nur in die OECD-Länder zu schauen: Wie viel arbeiten wir, wie viel arbeiten die? Was kostet die Arbeitsstunde hier, wie hoch sind die Sozialabgaben da? Was ist mit den Steuern?“, so der Mercedes-Chef gegenüber der „SZ“.

Seine Schlussfolgerung: „In vielen Dimensionen sind wir in Sachen Wettbewerbsfähigkeit eben nicht mehr vorne. Wir haben in Europa sehr lange davon gelebt, dass wir sehr produktiv sind. Wir haben Kreativität, wir haben Innovationsgeist. Aber wenn man Trainingseinheiten beim Fußball auslässt und andere Teams trainieren weiter, dann verliert man irgendwann die Spiele“.

Krankenstand „teils mehr als doppelt so hoch“

Der hohe Krankenstand in seinen deutschen Werken scheint den Mercedes-Chef besonders zu stören: „Unsere Werke sind überall auf der Welt gleich, es gibt die gleichen Gesundheitsleistungen, die gleiche Arbeitsumgebung. Und trotzdem ist der Krankenstand in Deutschland teils mehr als doppelt so hoch“, so Källenius im Interview mit der „SZ“.

▶︎ Im Jahr 2023 waren Beschäftigte in Deutschland durchschnittlich 15,1 Arbeitstage krankgemeldet – in keinem europäischen Land sind Angestellte und Arbeiter länger krank als in Deutschland.

Im europäischen Vergleich der durchschnittlichen Fehlzeiten liegt Deutschland auf Platz 2 – nur die Belgier liegen noch vor uns. Immer wieder ist zu hören, dass es den Arbeitnehmern in Deutschland zu leicht gemacht wird, sich krankzumelden. Insbesondere die telefonische Krankmeldung ist in letzter Zeit verstärkt in die Kritik der Arbeitgeber geraten.

„Es darf nicht so einfach sein, sich krankzumelden“, fordert auch der Mercedes-Chef.

„Wer ungerechtfertigt krankmacht, verhält sich unsolidarisch.“, so Källenius weiter. Er fordert die kommende Bundesregierung auf, „Deutschland den Spiegel“ vorzuhalten.

Die nächste Bundesregierung müsse „mit großer Ehrlichkeit schauen, was gut läuft und was nicht. Und dann muss sie auch bereit sein, unpopuläre Entscheidungen zu treffen“, fordert Ola Källenius.