Nach der historischen Wahl-Niederlage brodelt es in der SPD. Doch nicht nur wegen der schlechten Ergebnisse, sondern auch wegen des Verhaltens der Parteiführung danach.

Statt Verantwortung für die Klatsche zu übernehmen und den Rückzug anzutreten, will Partei-Co-Chef Lars Klingbeil (47) sogar noch die Beförderung (Fraktions- und Parteivorsitz in einer Hand) – und die äußerst unbeliebte Co-Chefin Saskia Esken (63) will ebenfalls weitermachen.

▶︎ Hinter den Kulissen sorgt das für Entrüstung. Ein SPD-Insider sagt zu BILD: „Im Parteivorstand sitzen viele, die das ganze Vorgehen gerade nicht fassen können, aber die Lehre aus dem Nahles-Sturz führt dazu, dass alle Loyalität als oberste Aufgabe verstehen und noch ruhig bleiben.“

Soll heißen: Momentan hält nur die Erinnerung an den Umgang mit Ex-Chefin Andrea Nahles (54) die Genossen vom Knall ab. Sie wurde 2019 aus dem Amt gejagt (hatte auch Fraktions- und Parteivorsitz inne). Danach war die SPD monatelang führungslos. Am Ende wurden per Mitgliederentscheid die politischen Nobodys Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans (72) gewählt. Die Partei rückte nach links. Die Parteiführung war blamiert.

Kommt jetzt der Anti-GroKo-Aufstand?

Nun will sich Klingbeil in der ersten Sitzung der SPD-Bundestagsfraktion am Mittwochmorgen zu ihrem Vorsitzenden wählen lassen.

Der Insider zu BILD: „Die schnelle Machtübernahme von Klingbeil und der Versuch von Esken, in seinem Windschatten doch noch zu überleben, befremden viele. Es hätte ein Innehalten geben müssen. Es kann sogar sein, dass nun eine Anti-GroKo-Kampagne am Ende zu einem ablehnenden Mitgliederentscheid der SPD führt.“

Einige in der SPD rechnen auch offen ab:

▶︎ Franziska Giffey (46, Berlins Wirtschaftssenatorin): „Nach dem historisch schlechten Wahlergebnis der SPD am vergangenen Sonntag ist es offensichtlich, dass daraus in der Partei Konsequenzen gezogen werden müssen“, sagte Giffey dem „Tagesspiegel“ vom Mittwoch. Das gelte sowohl für die programmatische Ausrichtung als auch für die Parteispitze im Bund.

▶︎ Tim Stoberock (47, Mitglied der Hamburger Bürgerschaft und gerade im Wahlkampf) zu BILD: „Man ist sehendes Auge in die Niederlage gerannt. Ich hätte mir da mehr Größe von den Verantwortlichen gewünscht. Die Menschen waren sichtbar enttäuscht, dass sie nur eine Wahl zwischen Scholz und Merz hatten und Pistorius ihnen vorenthalten wurde.“

▶︎ Lennard Oehl (31, Noch-Abgeordneter im Bundestag) zu BILD: „Natürlich bin ich enttäuscht. Ich hätte mir einen anderen Wahlkampf gewünscht. Inhalte kamen kaum noch vor.“

▶︎Andreas Stoch (55, Fraktions- und Parteivorsitzender in Baden-Württemberg) ließ auf seinem Blog seinem Frust freien Lauf, er sagt über Olaf Scholz: Er „konnte kein Gesicht für einen Neuanfang sein. Viele hatten diese Befürchtung, ich auch. Leider haben sich diese Befürchtungen bestätigt.“