In Berlin hat ganz offenkundig niemand eine gute Idee, wie man mit der zweiten Amtszeit von Donald Trump als US-Präsident umgehen soll. Wie es aber auf gar keinen Fall geht, demonstriert ausgerechnet der deutsche Botschafter in Washington, Andreas Michaelis.
Am vergangenen Dienstag kabelt dieser (Un-)Diplomat an Außenministerin Annalena Baerbock, dass Trump nichts Geringeres plant als die Abschaffung von Demokratie, Unabhängigkeit der Justiz und der Meinungsfreiheit. Und auch der Kanzler hat sich jüngst an Trump abgearbeitet, ihn wegen seiner Grönland-Äußerung auf eine Stufe mit Putin gesetzt.
Doch ab kommendem Dienstag müssen Michaelis und seine Regierung in Berlin hoffen, dass derselbe Trump …
… die Ukraine weiter gegen Putin unterstützt, weil wir es allein nicht schaffen
… uns weiter die Informationen seiner Geheimdienste über bei uns geplante Attentate überlässt, weil unsere Dienste weitgehend blind sind
… an der Beistandsverpflichtung der Nato festhält, weil wir uns nach wie vor nicht selbst verteidigen können.
Erst beschimpfen, dann betteln – das kann keine gute Strategie im Umgang mit dem Mann sein, der ab Montag wieder an den größten Schalthebeln der Macht überhaupt sitzt.
Ja, Trump hat eine ruppige Art des Umgangs auch mit Verbündeten. Aber mit seinen Vorwürfen vor allem an die deutsche Politik hält er uns den Spiegel unserer Versäumnisse vor – zum Beispiel in der Wirtschaft und bei der inneren und äußeren Sicherheit. Nur wenn wir endlich kriegstüchtig werden, können wir neue Kriege vermeiden und alte beenden.
Trump respektiert ungern die Regeln anderer, aber er respektiert Stärke, vor allem wirtschaftliche Stärke.
Der EU-Binnenmarkt ist mit 450 Millionen Menschen, 24 Millionen Unternehmen und einem Bruttoinlandsprodukt von rund 17 Billionen Euro der größte Handelsblock sowie eine der größten Volkswirtschaften der Welt. Ein Deutschland in der Rezession, dem die Unternehmen weglaufen, zählt hingegen im Washington Trumps nicht viel.
Ich bin davon überzeugt: Die eigentlichen Botschafter werden künftig nicht mehr Diplomaten sein, sondern außergewöhnlich kreative und erfolgreiche Unternehmer. Auf sie hört Donald Trump, denn sie sind seinesgleichen.