Er galt als Mastermind des Putschversuchs gegen Recep Tayyip Erdogan (70) und die türkische Regierung im Juli 2016: Und bis zu seinem Tod war er der größte Staatsfeind für den türkischen Präsidenten: Fethullah Gülen (+83).

Laut türkischer Medienberichte ist der im US-Bundesstaat Pennsylvania lebende radikale Prediger am 20. Oktober in einem Krankenhaus gestorben. Der Tod wurde von einer Webseite bestätigt, die seiner Organisation (Gülen-Bewegung) nahesteht.

In der Erklärung auf X (vormals Twitter) heißt es: „Fethullah Gülen Hodscha ist heute (20. Oktober) zu seinem Seelenhorizont gegangen. Detaillierte Informationen über die Modalitäten der Beerdigung werden mit der Öffentlichkeit geteilt.“

Türkei-Experte Eren Güvercin blickt kritisch auf den verstorbenen Prediger: „Erdogan hat lange Jahre Gülen hofiert und seinen Kadern den Zugang in den Staatsapparat erleichtert. Nur mit der Hilfe von Gülen und seinen Kadern konnte Erdogan das Militär entmachtet und den Justiz- und Polizeiapparat unter seine Kontrolle bringen. Die Gülen-Gruppierung war ein maßgeblicher Faktor bei der Aushöhlung des Rechtsstaates“, sagte er BILD.

Noch zu Beginn der Karriere des türkischen Präsidenten war Gülen sein größter Förderer gewesen – doch später entfachte sich ein Machtkampf zwischen den beiden. Gülen hatte viele Anhänger in Militär, Justiz und Polizei und griff zunehmend nach der Macht.

Erdogan sah Gülen hinter Putschversuch

Nach dem gescheiterten Putschversuch gegen die türkische Regierung am 15./16. Juli 2016 beschuldigten Präsident Erdogan und seine AKP die Gülen-Bewegung, den Putschversuch initiiert zu haben.

Güvercin: „Nach dem Bruch zwischen Gülen und Erdogan hat die türkische Regierung jeden tatsächlichen oder vermeintlichen Gülen-Anhänger verfolgt. Aus dem engsten Partner wurde ein neuer Feind.“ Auf dieses Feindbild habe Erdogan in den letzten Jahren immer wieder gesetzt, um jeden politischen Gegner zu diffamieren.

Seit dem 21. März 1999 lebte Gülen im Exil in den Vereinigten Staaten. Immer wieder hatte die Türkei die US-Regierung dazu aufgefordert, den Chef der islamistischen Sekte auszuliefern. Die türkische Regierung stufte die Gülen-Bewegung infolgedessen als Terrororganisation ein (Fetö, Fethullahistische Terrororganisation).