Im alten Bundestag gingen die AfD-Abgeordneten noch auf Distanz. Am Dienstag nahmen sie Matthias Helferich (36) offiziell in ihre Fraktion auf. Der Politiker aus Dortmund nannte sich selbst in einem Facebook-Chat „das freundliche Gesicht des NS“.

Damit ist klar: Die AfD hat nicht nur in Ost-Deutschland ein Problem mit Extremisten wie Björn Höcke (52). Jetzt gibt es auch einen West-Höcke!

Wäre es nach dem Vorstand des Landesverbandes NRW gegangen, wäre der stramm rechte Politiker, gegen den ein Ausschlussverfahren läuft, gar nicht erst als Kandidat aufgestellt worden. Die Delegiertenversammlung sah das anders und setzte Helferich sogar auf einen aussichtsreichen Platz auf der Landesliste.

Dabei ist er Teilen der AfD sogar zu rechtsextrem. In einem Antrag an das Landesschiedsgericht der Partei hieß es, Helferich habe „die Außerlandesbringung von deutschen Staatsbürgern mit Migrationshintergrund und weiteren Personenkategorien unter Anwendung staatlicher Zwangsmittel als politische Zielsetzung artikuliert“. Dabei habe er die Betroffenen als „Viecher“ bezeichnet.

Heißt: Er habe deutsche Staatsbürger abschieben oder deportieren wollen!

„Mit rechter Kulturpolitik linken Kulturkampf beantworten“

▶︎ Der AfD-Politiker wurde erstmals 2021 in den Bundestag gewählt, verzichtete damals aber auf eine Mitgliedschaft in der Fraktion, weil es dort große Widerstände gab. Er gehörte deshalb bisher als Fraktionsloser dem Bundestag an.

Das ist seit Dienstag anders. Matthias Helferich wertete seine Aufnahme als Bestätigung für seinen scharf rechten Kurs und kündigte an, dass er seine „patriotisch-parlamentarische Arbeit“ im Bundestag fortsetzen und Mitglied im Kulturausschuss werden wolle. Dort werde er „mit rechter Kulturpolitik den linken Kulturkampf beantworten.“

Rechts sind Volkstheater und schöne Architektur

▶︎ Nach seinen kulturpolitischen Vorstellungen befragt, erklärte der Dortmunder: „Rechte Kultur ist für mich das Volkstheater, das ist schöne Architektur, die anspricht, nicht verhässlicht, es ist letztlich ein positiver Bezug zu Natur und Volk“.

▶︎ Aufsehen erregte Helferich 2017 mit einer geleakten Facebook-Nachricht. Er hatte sich darin als „freundliches Gesicht des NS“ bezeichnet.

„Definitiv“ keine Nähe zum Nationalsozialismus“

Der Nachrichtenagentur DPA erklärte er am Dienstag am Rande der Fraktionssitzung, er habe in dem Chat lediglich die Zuschreibung eines Linken beim X-Vorgänger Twitter wiedergegeben und sich darüber lustig gemacht. Eine Nähe zum Nationalsozialismus schloss er gegenüber DPA „definitiv“ aus.

▶︎ Neben Matthias Helferich nahm die AfD-Fraktion einen zweiten umstrittenen Abgeordneten auf: Maximilian Krah (48). Der hatte vor der Europawahl 2024 in einem Interview mit der italienischen Zeitung „La Republica“ die Verbrechen der Waffen-SS relativiert. Das führte erst zu einem offiziellen Auftrittsverbot im Wahlkampf und dann zum Ausschluss aus der AfD-Delegation im EU-Parlament.

Beide Abgeordnete können nur mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit aus der Bundestagsfraktion ausgeschlossen werden.

Die SPD-Abgeordnete Carmen Wegge (35) sagte der „Neuen Osnabrücker Zeitung“, die AfD-Fraktion „entscheidet sich bewusst, ihre offen rechtsextremen Gesichter in die erste Reihe zu stellen.“