Ein Toter nach russischem Luftangriff auf Kyjiw

Russland hat die Ukraine in der Nacht erneut mit Raketen und Drohnen angegriffen. Ziel war auch die Hauptstadt Kyjiw, wo es nach offiziellen Angaben mehrere Explosionen gab. Bürgermeister Vitali Klitschko berichtete am Morgen, in der Millionenstadt seien Brände ausgebrochen und ein Bürogebäude beschädigt worden. Drei Menschen wurden verletzt, ein weiterer sei später tot auf einer Straße gefunden worden, die von dem Angriff betroffen war.

Laut einer Bilanz der ukrainischen Luftwaffe handelte es sich um einen kombinierten Angriff mit insgesamt 23 Raketen und Marschflugkörpern sowie 109 Drohnen. 13 der Raketen seien abgefangen worden. Gegen ballistische Raketen des Typs Iskander-M sei die Flugabwehr jedoch weitgehend machtlos gewesen, hieß es.

Zusätzlich meldete das Militär den Abschuss von 40 sogenannten Kamikaze-Drohnen iranischer Bauart. Weitere 53 unbewaffnete Köderdrohnen, die offenbar zur Überlastung der ukrainischen Verteidigungssysteme eingesetzt wurden, seien ebenfalls zerstört worden. Laut der Ukraine handelt sich bei den Luftangriffen vom Wochenende um die schwersten dieser Art seit Wochen. Bereits am Samstag hatten die Behörden von mindestens 18 Toten berichtet.

Selenskyj zweifelt erneut an Putins Friedenswillen

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj stellte den Willen von Wladimir Putin zu einer Friedenslösung erneut deutlich infrage. Russland habe allein in der vergangenen Woche mehr als 1.460 Lenkbomben, fast 670 Kampfdrohnen und über 30 Raketen auf ukrainisches Gebiet abgefeuert, schrieb Selenskyj auf dem Kurznachrichtendienst Telegram. „Solche Angriffe sind Putins Antwort auf alle internationalen diplomatischen Bemühungen.“

Die internationalen Partner der Ukraine rief Selenskyj dazu auf, den
Druck auf Russland weiter aufrechtzuerhalten: Amerika, Europa und die
ganze Welt hätten gesehen, dass Russland weiterhin „kämpfen und töten“ wolle. Ziel müsse es bleiben, Sicherheit zu garantieren und Frieden zu schaffen. 

Weitere Angriffe auf Sumy, Charkiw, Chmelnyzkyj, Tscherkassy und Mykolajiw

Neben Kyjiw wurden den Angaben zufolge auch mehrere andere Regionen getroffen, darunter die Gebiete Sumy, Charkiw, Chmelnyzkyj, Tscherkassy und Mykolajiw. In vielen Landesteilen liefen die Alarmsirenen über Stunden hinweg. Rettungskräfte waren noch am Nachmittag im Einsatz.

Die USA haben in Gesprächen mit Russland und der Ukraine verschiedene
Modelle für eine Waffenruhe ins Spiel gebracht. Russland knüpft
mögliche Feuerpausen jedoch an Bedingungen. Nach russischer Darstellung
gelten Angriffe auf Energieinfrastruktur derzeit als ausgesetzt.
Tatsächlich aber häufen sich seit der russischen Zusage die Angriffe auf Wohnhäuser und
andere zivile Einrichtungen.