Documenta erstellt nach Antisemitismus-Skandal Verhaltenskodex

Die Weltkunstschau documenta in Kassel hat unter dem Eindruck eines Antisemitismus-Skandals einen Verhaltenskodex veröffentlicht. Man trete „jeder Form von Antisemitismus, Rassismus und jedweder anderen Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit aktiv entgegen“, heißt es in dem Dokument. Der Kodex soll für die Mitarbeiter der documenta-Gesellschaft gelten, also unter anderem auch für die Geschäftsführung.

Die künstlerische Leitung der für 2027 geplanten documenta 16 muss sich hingegen nicht auf einen Verhaltenskodex verpflichten. Stattdessen soll sie frühzeitig in einer öffentlichen Veranstaltung ihr künstlerisches Konzept vorstellen und dabei darlegen, „wie sie die Achtung der Menschenwürde unter Wahrung der grundgesetzlich geschützten Kunstfreiheit auf der von ihr kuratierten Ausstellung gewährleisten will“, wie die documenta-Gesellschaft mitteilte. 

Die künstlerische Leiterin der documenta 16, die US-Amerikanerin Naomi
Beckwith
, hatte bei ihrer Vorstellung Mitte Dezember bekräftigt, sie habe keine
Toleranz gegenüber jeglicher Form von Rassismus und Antisemitismus. Beckwith ist stellvertretende Direktorin und Chefkuratorin des Guggenheim Museums in New York.

Vorwürfe gegen Künstlerkollektiv und Rücktritte

Anlass für den zumindest für die documenta-Gesellschaft geltenden Kodex ist ein Eklat bei der Ausstellung documenta 15 im Jahr 2022. Kurz nach deren Eröffnung wurde ein Werk mit antisemitischer Bildsprache kritisiert und schließlich abgehängt. Weitere Werke lösten später heftige Kritik und Forderungen nach einem Abbruch der Ausstellung aus. 

Die Kritik trat neben den Organisatoren auch die damalige künstlerische Leitung, das indonesische Künstlerkollektiv Ruangrupa. Ihr und einigen eingeladenen Künstlern wurde auch eine Nähe zur antiisraelischen Boykottbewegung BDS vorgeworfen.

Der Skandal hat auch Auswirkungen auf die Ausstellung im übernächsten Jahr. So kam es zu Antisemitismus-Vorwürfen gegen ein Mitglied der Kommission, die eine künstlerische Leitung vorschlagen sollte. Das von den Anschuldigungen betroffene Kommissionsmitglied trat im November 2023 zurück, später die gesamte Kommission. Erst Anfang Juli 2024 berief der Aufsichtsrat der documenta ein neues Gremium. Die neue Kuratorin Beckwith hat somit ein Jahr weniger Vorbereitungszeit.  

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