Mehr Provokation geht nicht. Die AfD-Fraktion will sich nicht nur den nach SPD-Legende Otto Wels benannten Sitzungssaal der SPD im Reichstagsgebäude krallen – sondern erklärt Wels jetzt auch noch zum AfDler!

Die AfD ist bei der Bundestagswahl zweitstärkste Kraft geworden – und beansprucht deshalb den zweitgrößten Saal, der bisher von der SPD genutzt wird, für sich. Diese Tatsache allein sorgt in der SPD für große Aufregung. Jetzt legt die AfD in Sachen Otto Wels noch mal nach.

▶︎ Wels ist jener große Sozialdemokrat, der sich 1933 in einer historischen Rede gegen das Ermächtigungsgesetz der Nazis stemmte. „Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht“, rief er den Nationalsozialisten entgegen. Ein Satz, der zur Identität der SPD geworden ist.

Bernd Baumann versteht Empörung nicht

Im Interview mit RTL/n-tv sagte AfD-Fraktionsgeschäftsführer Bernd Baumann, warum er die Empörung über den Vorgang überhaupt nicht verstehe. Die AfD erhebe lediglich „Anspruch auf alles, was uns zusteht“, auch auf den Otto-Wels-Saal. „Die SPD ist dezimiert, die kann auch mit einem deutlich kleineren Saal zurechtkommen.“

Und der Name des Saals? Der Rechtsaußen-Politiker zeigt sich begeistert. Wels sei „ein Name wie Donnerhall, der hat Adolf Hitler widersprochen und den ganzen Nazis, der hat die Würde der Abgeordneten betont“.

AfD-Politiker: „Otto Wels wäre einer von uns“

Versteht der AfD-Politiker wenigstens, dass es der SPD an die Ehre gehe, will der Reporter wissen? „Überhaupt nicht“, gibt sich Baumann ahnungslos und holt dann zur Mega-Provokation aus.

▶︎ Damals sei die SPD eine Arbeiter-Partei gewesen, nun sei sie eine „linke Akademiker-Partei“, die Deutschland bunter machen wolle. Baumann eiskalt: „Eher ist Otto Wels einer von uns heute.“

Ausgerechnet Wels ein AfDler? Wels stellte sich gegen Hitler und die Nazis. In den Reihen der AfD sind Politiker, die davor warnen, Hitler zu verteufeln und die Gedenkkultur radikal ändern wollen.

Die Provokation von Baumann dürfte das Blut der Sozialdemokraten endgültig zum Kochen bringen!

Warum der Otto-Wels-Saal für die SPD so wichtig ist

Der frühere SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich (65) hat bereits erklärt, warum der Saal für seine Partei eine große Bedeutung hat: „Wenn ich an den Namen derjenigen vorbeigehe, die damals in der Krolloper gegen das Ermächtigungsgesetz gestimmt haben, obwohl die Nazi-Schergen bereits neben ihnen standen, das hat mir jedes Mal etwas bedeutet.“ Er machte klar: „Ich möchte den Otto-Wels-Saal nicht hergeben.“

Nun wird wohl der Ältestenrat darüber entscheiden, wer den Saal nutzen darf. Der Rat besteht aus der Bundestagspräsidentin, ihren Stellvertreterinnen und -vertretern sowie 23 weiteren Abgeordneten aus unterschiedlichen Parteien. Ihre Aufgabe: für einen koordinierten und möglichst reibungslosen Arbeitsablauf im Bundestag zu sorgen.