Einer gegen den Rest der Welt: US-Präsident Donald Trump (78) schwingt den größten Zoll-Hammer der Geschichte. Die Frage kreist nun rund um die Welt: Wie reagieren?

BILD fragte Deutschlands Berater-Legende Roland Berger (87), der 1967 in München die bis heute einzige relevante und weltweit tätige europäische Unternehmensberatung gründete. Sein Rat:

▶︎ „Im ersten Schritt mit harten Gegenmaßnahmen nach dem Motto: Das können wir auch!“

Er sehe aber zwei Seiten in dem Konflikt: „Eine negative für die US- und die Weltwirtschaft und die weltweiten Finanzmärkte“, aber auch „mittelfristig eine gute, wenn der Rest der Welt mit mehr Freihandel auf die Abschottungs-Politik der USA reagiert“. Denn: „85 Prozent des Welthandels laufen nicht mit den USA.“

„Gefahr einer weltweiten Inflation“

Deutschland sei besonders betroffen, weil etwa 45 Prozent der Wirtschaftsleistung über Im- und Export kommen.

Berger weiter: „Ich sehe die Gefahr für eine amerikanische und dann als Folge eine weltweite Inflation – und damit auch für den Wert des Dollars und die Weltfinanzmärkte.“ Eine der größten Gefahren sei, „dass die Tendenz zur Abschottung“ wie unter Trump sich weltweit ausbreite.

„Negative Beschäftigungseffekte“

„Die Auswirkungen des Zoll-Krieges, den Trump nun angezettelt hat, werden für die nächsten zwei bis drei Jahre eine ernsthafte Gefahr darstellen“, so Berger: „Das hat Auswirkungen für die Amerikaner, weil sich die Preise erhöhen, und deren Wirtschaft in eine Rezession geraten wird. Aber auch unsere Exportunternehmen werden das spüren, weil sie die Zölle nicht voll auf ihre US-Kunden abwälzen können.“ Das, so Berger, führe „zu wirtschaftlichen Belastungen bei den deutschen Unternehmen und ihren weltweiten Zulieferern. Am Ende wird das auch negative Beschäftigungseffekte haben.“

Berger warnt: „Das hat auch gesamtwirtschaftliche Auswirkungen: Es trifft nicht nur die Auto-Hersteller selbst. Die Großen wie BMW, Mercedes oder VW machen maximal 30 bis 35 Prozent der Wertschöpfung selbst – der Rest liegt bei ihren Zulieferern. Damit zieht sich das Problem der Zölle durch die deutsche und die Weltwirtschaft.“

Berger rät: „Wir sollten mit harten Gegenzöllen reagieren – auch um Parität bei möglichen Verhandlungen mit Trump herzustellen.“

„Europäer rücken zusammen“

Aber: Berger sieht „auch eine positive Seite des Zoll-Streits“:

► „Die Europäer rücken – wie schon in der Rüstungsfrage nun auch beim Freihandel und den Gegenzöllen zusammen.“

► „Das kann weltweit den Freihandel zwischen anderen Ländern beschleunigen: Japan, Indien und Südkorea verhandeln bereits über eine Freihandelszone. Der Mercosur-Pakt in Südamerika wird zu einem gemeinsamen Markt, die ASEAN-Länder werden weiter zusammenrücken. Auch Afrika arbeitet an einer gemeinsamen Handelszone. Und die EU könnte endlich mit Indien ein Freihandelsabkommen verhandeln.“

► „China könnte in dem Trump’schen Protektionismus die Chance sehen, sich in der Welt wieder beliebt zu machen.“

„USA kann nicht ohne Verbündete leben“

„Die Welt außerhalb der USA“, so Berger, „könnte zusammenrücken. Dem kann sich eine dann isolierte USA langfristig kaum entziehen. Denn auch die USA kann nicht ohne Verbündete leben.“

Berger: „Bei allen wirklichen aktuellen Gefahren für die Weltwirtschaft und die Finanzpolitik: Je schneller wir mit diesen Abkommen und Freihandelsbemühungen weiterkommen, um so weniger bleiben wir von den USA abhängig.

Bergers Hoffnung: „Die Globalisierung mit ihrem positiven Effekt auf den Wohlstand der Welt, vor allem der ärmeren Länder, hätte wieder eine Chance.“