Sanft und so perfekt unperfekt: Robert Habeck, der Mann, der mal Teil der Ampel war, und in der Restregierung dem Noch-Kanzler als Vize zu Seite steht, will Kanzlerkandidat werden. Dafür ist er zu X, das mal Twitter war, zurückgekehrt. Da wollte er nie wieder hin. Aber was macht man nicht alles für die gute Sache? Das Leben ist kein Ökohof.
Oder doch?
Da sitzt er nun also, wie er mehrfach sagt und jeder sehen kann, an einem Küchentisch und verkündet der Nation, dass er für seine Irgendwo-um-die-10-Prozent-Partei ins Kanzleramt will. ER ruft SICH aus. Irgendwer lästert: „Habemus Habeck!“ Robert der Küchen-Papst.
Aber, man wird ja wohl noch träumen dürfen. Und damit der Traum auch wahr werden kann, muss natürlich alles sitzen. Also sitzt der Robert. Am Küchentisch „von Freunden“.
Und alles stimmt:
▶︎ Seine Haare – so was von perfekt entwuschelt. War da nach dem Ampel-Tod noch Zeit für einen Friseurbesuch („Einmal alles legen, aber nur fast, bitte schön!“)?
▶︎ Seine Haut, eben noch stressgefurcht, jetzt mit Werthers-Echte-Teint, den sich echte Kerle ganz ehrlich in der Küstennatur – oder wie Habeck gerade im ewigen Rom – holen. Und „ganz weiches Licht, bitte!“. Das Gesicht: glattrasiert. Aber auch nur fast. Damit man schon beim Hinsehen merkt, dass da noch etwas an der Männerwange ein bisschen hakt und kratzt.
Ein sanfter Kerl – aber mit klarer Kante.
▶︎ Sein Pulli – eng und fusselfrei. Die Ärmel diskret angeschoben, damit man das lässige Armbändchen sieht. Die Hände verschränkt (damit er nicht ins Fuchteln kommt).
▶︎ Das Mobiliar! Prenzlauerbergmäßig spröde und aufwendig unmöbliert: Auf der einen Habeck-Seite das alte Küchenbüfett in Weiß, schlichte Glaskaraffen in Rauchfarben, hinter Glas irgendein feiner Nippes, der aussieht wie eine Häkel-Pizza. Alles so schön, fast perfekt.
Nur: Ist das vor ihm wirklich ein Küchentisch, von dem er spricht? Oder doch eher Meterware, eine Ikea-Leimholzarbeitsplatte von einer Kücheninsel? Das Auge sucht die Schrotmühle und irgendwas von Manufaktum … aber man kann nicht alles haben. Und es wäre dann ja auch den einen Hauch zu perfekt.
Auch die Kühl-/Gefrierkombi auf der anderen Kanzlerkandidaten-Seite: Sieht so schön retro aus und ist doch modern und so volksnah günstig: mutmaßlich das Modell KS144VC (Bento 815) von Respekta.
Das Retro-Teil, wenn es das denn ist (das Label ist mit Zetteln und Karten zumagnetet), gibt es übrigens auch koalitionstauglich in Rot und Schwarz und nicht in Gelb. Bei Bauhaus kostet das Ganze (Nutzinhalt Kühlen/Gefrieren: 213 l, regelbares Thermostat, Schnellgefrierfunktion, Winterschaltung) laue 359 Euro.
Nur die Deutsche Umwelthilfe wird das gar nicht mögen: Das Ding ist mit Energieeffizienzstufe E (A ist eine grüne 1, G gehört verboten!) eine kleine Öko-Sau.
Wie gesagt: Man kann nicht alles haben, alles ist so herrlich fast perfekt.
Er wolle, sagt der Robert Habeck, vielleicht, auch in unsere Küchen kommen, wenn er richtig Kanzlerkandidat ist. Zu mir kommt er besser nicht: Unsere Küche ist nicht so schön und ordentlich schon gar nicht. Und einen Esstisch haben wir da auch nicht drin. Nur einen kleinen – für die Katze Lilly. Die ist auch nur fast Figur-perfekt.