Hat Russlands Militär einen deutschen Marine-Hubschrauber mit Leuchtmunition und sogar einem scharfen Maschinengewehr attackiert? Und versucht die Bundesregierung, den Vorfall zu verheimlichen, um einer möglichen Konfrontation aus dem Weg zu gehen?
Neue Details über den brenzlichen Zwischenfall in der Ostsee vor etwas über einer Woche.
Wie das Militärportal „Augen geradeaus!“ berichtet, wurde der russische Tanker auf dem Weg nach Syrien vom ebenfalls russischen Kriegsschiff „Merkury“ begleitet. Als sich der Bordhubschrauber der Fregatte „Nordrhein-Westfalen“ dem bewaffneten Kreml-Verband näherte, kam es zu mehreren Schuss-Abgaben durch den russischen Tanker.
„Während sich der SeaLion der Marine in 1.000 Fuß (gut 300 Metern) Flughöhe dem Tanker näherte, wurden bei einer Distanz von knapp 4 Seemeilen (rund 7 km) Schüsse mit Signalmunition abgegeben. Außerdem wurden auf der dem Helikopter zugewandten Bordseite des Schiffes Schüsse mit einem Maschinengewehr abgegeben – ins Wasser“, schreibt „Augen geradeaus!“
Angeblich, so Militärkreise, hätten die Russen sich daraufhin entschuldigt. „Ob das stimmt oder der Versuch einer Einordnung im Bendlerblock ist, bleibt unklar“, zweifelt „Augen geradeaus!“-Redakteur Thomas Wiegold.
Denn zeitgleich macht das Bundesverteidigungsministerium den brisanten Vorfall zum Staatsgeheimnis.
„Aus Gründen der militärischen Sicherheit können wir grundsätzlich und unabhängig von etwaigen Einzelfällen zu operativen Aspekten keine Informationen zur Verfügung stellen“, erklärte eine Sprecherin gegenüber BILD.
Intern heißt es, der Zwischenfall werde als „rote Akte“ behandelt und sei hochsensibel. Informationen ab Einstufung „geheim“ werden in der Bundeswehr als „rote“ Daten bezeichnet.
Doch BILD-Recherchen zeigen, wo und wann sich der Vorfall ereignet haben könnte.
Russen-Beschuss zwischen Dänemark und Schweden?
Demnach lief die Fregatte „Nordrhein-Westfalen“ am Morgen des 25. Novembers nach einem „historischen Besuch“ im polnischen Danzig aus. Eigentlich sollte es zu einer geplanten Schießübung vor Rügen gehen, an der neben der Fregatte auch die Korvette „Magdeburg“ teilnehmen sollte.
Doch dann passiert etwas Ungewöhnliches.
Um 11:22 deutscher Zeit schaltet das deutsche Kriegsschiff seinen Transponder aus. Ein Anhaltspunkt dafür, dass die Fregatte in einen militärischen Einsatz fährt. Erst 30 Stunden später, am 26. November gegen 17:00, schaltet die „Nordrhein-Westfalen“ ihren Transponder wieder ein, um zunächst sehr langsam, später in Normalgeschwindigkeit in Richtung Rügen zu fahren.
Ihre neue Position: 40 Kilometer nordwestlich der dänischen Insel Bornholm. Genau dort, wo russische Tanker jeden Tag Öl und Gas an EU-Sanktionen vorbei Rohstoffe in Richtung Asien und Nahen Osten transportieren.
Was in diesen 30 Stunden vor etwas über eine Woche passiert ist? Unklar! Doch ein Zusammenhang zur Geheimakte Russen-Beschuss ist nicht auszuschließen.
▶︎ Am Donnerstag erfuhr BILD aus Regierungskreisen, dass sich der Vorfall in der Tat bei Bornholm ereignet habe. Zwar sprach eine Quelle genauer von „südlich von Bornholm“. Allerdings ist nicht klar, ob es sich dabei um die Position des deutschen Kriegsschiffes oder des deutschen Hubschraubers zum Zeitpunkt des Angriffs gehandelt habe.