Tiflis – Wenn es in der georgischen Hauptstadt Tiflis dunkel wird, flackern grüne Striche über die Fassade des Parlamentsgebäudes.
Seit einer Woche protestieren zehntausende Menschen vor dem Regierungssitz gegen die Politik der Partei Georgischer Traum von Premierminister Irakli Kobachidse (46). Sie setzen dabei Laserpointer als symbolische Waffe ein. Aber die Lage eskaliert immer weiter.
Die Wut der Demonstranten richtet sich insbesondere gegen den von Kobachidse angekündigten Aufschub der EU-Beitrittsverhandlungen des Landes bis 2028.
Die Reaktion der russlandfreundlichen Regierung auf den unüberhörbaren Widerspruch ist knallhart: Wasserwerfer, Tränengas, knüppelnde Polizisten, geheime, staatliche Schlägertrupps.
Die Protestierer kämpfen dagegen mit farbiger Klinge.
„Macht mal Krach“
Mit ihren Laserpointern dirigieren die Demokratie-Kämpfer die Menge der Demonstranten. Mal werden Slogans an die Granitfassaden der Häuser geworfen. „Macht mal Krach“ leuchtet es dann in Grün über den Köpfen der Demonstranten. Und prompt wird die Menge laut.
„Wir zielen nicht in die Augen“
Dann wieder werden die Laserpointer eingesetzt, um auf die teilweise martialisch bewaffneten Polizeiketten hinzudeuten. „Wir zielen nicht in die Augen, wir wollen niemanden verletzen“, sagt eine Demonstrantin, die nicht namentlich erwähnt werden will, der Nachrichten-Agentur AP. Und weiter: „Ein Laser und Feuerwerk: das sind unsere harmlosen Waffen im Kampf für die Demokratie. Wir haben keine Alternative.“
Viel Zeit bleibt nicht.
Betrugsvorwürfe bei Parlamentswahl
Die Regierungspartei Georgischer Traum von Premierminister Irakli Kobachidse (46) hat nach ihrem von Betrugsvorwürfen überschatteten Sieg bei der Parlamentswahl vom Oktober mit ihrer Parlamentsmehrheit die Wahl eines neuen Staatspräsidenten beschlossen.
Am 14. Dezember soll die amtierende georgische Präsidentin Salome Surabischwili ihren Posten räumen. Doch sie will nicht aus dem Amt scheiden, bis die umstrittene Parlamentswahl wiederholt wird.
Surabischwili hat das neue Parlament als verfassungswidrig eingestuft und das Wahlergebnis vor dem Verfassungsgericht angefochten.
So lange wollen die Laser-Krieger von Tiflis jede Nacht auf die Straße gehen. Und für ihre Freiheit kämpfen.