Die Inflation brachte Trump den Sieg – doch wird er sie wirklich senken?

Die Wahl in den USA ist entschieden. Vielen Umfragen zum Trotz hat Donald Trump klar das Rennen gemacht. Den Senat haben die Republikaner im Sturm genommen. Wenn ihnen auch das Repräsentantenhaus zufällt, können sie durchregieren. Wahlentscheidend dürfte das Thema Inflation gewesen sein. Den schmerzlichen Kaufkraftverlusten unter der Regierung Biden hat Kamala Harris nicht ausreichend Beachtung geschenkt.

Doch wie geht es weiter? Vielfach wird kommentiert, dass Donald Trump die Staatsverschuldung und damit die Inflation nach oben treiben wird. Doch stimmt das?

In seinem ersten Wahlkampf im Jahr 2016 war Donald Trump gegen eine lockere Geldpolitik. Fed-Präsidentin Janet Yellen halte die Zinsen künstlich niedrig, damit Präsident Barack Obama Golf spielen gehen und behaupten könne, dass er einen guten Job gemacht habe, hieß es. Die steil steigenden Aktienpreise führte Trump auf billiges Geld zurück.

Als die Fed in Trumps Amtszeit den Leitzins auf 2,5 Prozent erhöhte, reagierte er gereizt. Er sei nicht begeistert, die Fed sei außer Rand und Band, die Zinserhöhungen seien „lächerlich“. Als sich 2019 die Konjunktur abkühlte und die Fed die Zinsen noch nicht senkte, fragte sich Trump, ob Fed-Präsident Jerome Powell oder der chinesische Präsident Xi der größere Feind sei?

Als die Fed in der Coronakrise endlich die Zinsen radikal nach unten zog und großzügig Staatsanleihen kaufte, gratulierte der Präsident. Dank der Fed konnte Trump an die amerikanischen Haushalte Schecks verschicken, die öffentlichkeitswirksam seine Unterschrift trugen.

Als 2021 die Inflation dann doch stark stieg, konnte Trump das seinem Nachfolger Joe Biden in die Schuhe schieben. Er sah die Ursachen beim Green New Deal und der Inflationsblindheit der Demokraten, welche die Schuld lieber Covid und Putin zuschieben wollten. Im September 2022 forderte Trump bei einer Inflationsrate von mehr als acht Prozent auf Truth Social starke Zinserhöhungen der Fed.

Im Wahlkampf 2024 sahen die US-amerikanischen Wähler Inflation und Preise als das wichtigste Thema an. Die durchschnittliche Inflation pro Jahr hatte unter Trump bei 1,9 Prozent, unter Biden hingegen bei 4,6 Prozent gelegen. Bei einer Pressekonferenz im August 2024 war Trump mit Würsten, Keksen, Brot und Frühstücksflocken umrahmt und beklagte lautstark die stark gestiegenen Lebensmittelpreise, unter anderem mit dem Spruch „bacon is through the roof“.

Der Auftritt Trumps auf der Bitcoin-Konferenz in Nashville im Juli 2024 kann als ein Plädoyer für die Preisstabilität gesehen werden. Denn die Menge der Bitcoins ist auf 21 Millionen streng begrenzt. Trump betonte das große wirtschaftliche Potenzial von Bitcoin, versprach eine kryptofreundliche Regulierung und ein Ende der Pläne einer digitalen Zentralbankwährung.

Die zukünftige Inflation dürfte jedoch von der Finanzpolitik abhängen. Je höher die ungedeckten staatlichen Ausgabenverpflichtungen, desto höher ist der Druck auf die Zentralbank, Staatsanleihen zu kaufen. Trump hat einmal verlauten lassen, dass er aufgrund seiner Kompetenz bei der Geldpolitik ein Wörtchen mitreden könnte. Das hat den Verdacht geweckt, er wolle die Zentralbankunabhängigkeit einschränken.

Die Republikaner wollen die Steuern stark senken, die Armee modernisieren, die Grenzen stärker gegen Migration schützen sowie günstige Kredite für Erstkäufer von Immobilien gewähren. Das Committee for a Responsible Federal Budget hat daraus eine zusätzliche Finanzierungslücke von 7,7 Billionen Dollar abgeleitet.

Allerdings finden sich auch Ausgabenkürzungspläne im Parteiprogramm. Umfassende Deregulierung, weniger Einwanderung und ein Ende des Ukrainekriegs sollen die Ausgaben senken. Der Milliardär Elon Musk soll in einem „Department of Government Efficiency“ alle Ausgaben der Regierung in Washington auf den Prüfstand stellen – und „streichen, was das Zeug hält“.

Die Signale, die Donald Trump hinsichtlich der zukünftigen Inflation ausgesendet hat, sind also widersprüchlich. Die zu erwartende Mehrheit der Republikaner in Senat und Repräsentantenhaus könnte zu deutlich mehr Staatsverschuldung führen. Mehr Inflationsdruck dürfte auch steigende Immobilienpreise bewirken, wovon der Immobilienunternehmer Trump profitieren würde.

Trump und sein designierter Vizepräsident J.D. Vance haben jedoch die hohen Kaufkraftverluste in den Mittelpunkt ihres Wahlkampfs gestellt. Wenn sie ihre Wähler nicht vergraulen wollen, brauchen sie Erfolge bei der Anti-Inflationspolitik. Ausgabenkürzungen und eine auf niedrige Energiepreise ausgerichtete Energiepolitik („Drill Baby Drill) können die Inflation dämpfen. Das auf Steuersenkungen ausgerichtete Wahlprogramm dürfte größere Wachstumseffekte haben als die geplanten Steuererhöhungen von Kamala Harris.

Schließlich könnte der Druck zu Ausgabenkürzungen steigen, weil das Ausland – beispielsweise China – zunehmend keine US-Staatsanleihen mehr halten will. Um das zu verhindern, müsste die Fed die Zinsen hochhalten und die Regierung entschlossen die Ausgaben kürzen. Der poltrige Donald Trump könnte für Strukturreformen besser geeignet sein als die konsensorientierte Kamala Harris, die für die Fortführung der zentralbankfinanzierten Staatsausgaben stand. Es muss sich erst noch zeigen, in welche Richtung sich die USA unter Donald Trump bewegen werden.

Gunther Schnabl ist Ökonom und hat seit 2006 den Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik und Internationale Wirtschaftsbeziehungen an der Universität Leipzig inne. Außerdem leitet er das Institut für Wirtschaftspolitik.