Der Papst aus Argentinien ist tot. Franziskus hat seinen Vorgänger aus Deutschland, Papst Benedikt (†2022), nur um zweieinhalb Jahre überlebt.
Beide Männer trugen Weiß – und waren doch grundverschieden! Auf der einen Seite der intellektuelle Benedikt, der Gott in Schriften und Gedanken fand. Auf der anderen Seite Franziskus, der nah bei den Menschen sein wollte.
▶︎ Streit zwischen den beiden fand fast nie öffentlich statt – nur in der Zölibat-Frage wurde glasklar: Die beiden Geistlichen verstehen sich nicht.
Als Franziskus 2020 in der Amazonassynode die Möglichkeit diskutierte, in Ausnahmefällen auch verheiratete Männer zu Priestern zu weihen, widersprach Benedikt dem amtierenden Papst – ohne ihn allerdings direkt anzugreifen.
Benedikt stellte Einheit der Kirche infrage
In einem Buch von Kardinal Sarah verteidigte Benedikt als Mitautor den Pflichtzölibat strikt gegen Lockerungen. Und plötzlich stand die Einheit der Kirche infrage! „Es ist ein Intrigenspiel übelster Art“, kritisierte damals die Reformbewegung „Wir sind Kirche“.
In seinem Buch „Der Nachfolger“ bezeichnete Franziskus seinen Vorgänger 2024 sogar als „Übergangspapst“: Nach den Umwälzungen unter Johannes Paul II. habe man „einen Papst gebraucht, der ein gesundes Gleichgewicht bewahrt“, weil die Zeit für Wandel noch nicht reif gewesen sei. Franziskus hatte damals ebenfalls als Kandidat zur Wahl gestanden.
Auch zu Benedikts Privatsekretär Georg Gänswein (68) hatte Franziskus ein schwieriges Verhältnis. Er habe Benedikt instrumentalisiert, indem er wenige Tage nach dessen Tod ein Buch über ihn veröffentlichte, kritisierte Franziskus – und warf Gänswein aus dem Vatikan.
Franziskus suchte das Bad in der Menge
▶︎Der emeritierte deutsche Papst Benedikt als Instrument von Intrigen – dieses Bild konnte er zu Lebzeiten nicht mehr zerstreuen. Im Vatikan bemühte man sich, das Verhältnis als nicht ganz so zerrüttet darzustellen. Doch der Eindruck nach außen blieb: Zwei Päpste sind einer zu viel.
Dabei unterschieden sich Benedikt und Franziskus nicht nur in ihren Ansichten, sondern auch in ihrem Amtsverständnis.
Franziskus hatte offenbar nie Sorge vor Krankheit und Tod. Er kannte die Gefahr von Anschlägen, trotzdem nahm er sogar im Rollstuhl Bäder in der Menge. Einmal umarmte er einen von Warzen übersäten Mann. So viel Nähe konnte Benedikt nie ertragen. Er fuhr lieber hinter gepanzerten Scheiben im Papamobil durch die Menge.
Die Charaktere der beiden Männer lagen zu Lebzeiten schon weit auseinander. Nach ihrem Tod werden auch ihre Gräber vier Kilometer trennen: So groß ist die Distanz zwischen dem Petersdom und Maria Maggiore, wo Franziskus beigesetzt werden will.