Arbeiten die Deutschen nicht hart genug?

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) jedenfalls hat in der Debatte um das Arbeitsvolumen in Deutschland, um Teilzeitarbeit und Frührente, zu mehr Einsatz und höherer Produktivität aufgerufen.

Damit widerspricht er zumindest teilweise seinem Parteifreund: Arbeitsminister Hubertus Heil (52, SPD)!

► „Mich sorgt es, wenn zu viele Menschen meinen, ohne oder mit wenig Arbeit gut leben zu können“, sagte Weil dem „Tagesspiegel“. Und weiter: „Der Stellenwert von Arbeit ist höher, als viele von uns das aktuell glauben. Wenn wir unseren hohen Wohlstand bewahren wollen, werden wir gesamt-gesellschaftlich auch weiter sehr viel anpacken müssen.“

Deutsche sollen produktiver sein

Fast alle Arbeitgeber sagten ihm, „dass viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht mehr voll arbeiten wollen“, so Stephan Weil. „Da hat sich gesellschaftlich etwas verändert, es haben sich Prioritäten verschoben.“

Vor allem müsse die Produktivität steigen. „Wir müssen um so viel produktiver sein, wie andere billiger sind“, sagte der Regierungschef. „Außerdem müssen wir uns noch mehr um die Förderung junger Leute kümmern. In der Industrie wird trotz aller Automatisierung auch zukünftig ein großer Arbeitskräftebedarf bleiben.“

► Erst vor einigen Wochen hatte es in Deutschland eine kontroverse Debatte über das Thema Leistungsbereitschaft gegeben. CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann (47) hatte im Dezember gesagt: „Wir wachsen nicht mehr. Wir sind Schlusslicht, wir steigen ab. In Deutschland gibt es gar keine Leistungsbereitschaft mehr.“

Arbeitsminister Heil warf der Union daraufhin vor, mit ihrer Kritik die rund 45 Millionen Beschäftigten zu beleidigen. Linnemann unterstelle den Erwerbstätigen pauschal Faulheit – das sei eine „Unverschämtheit“, so Weils Parteifreund Heil.