Fünf Jahre lang wurde geplant, drei Jahre gebaut. In Fuldabrück wird aus einer 700 Meter langen Bergstraße eine Zone 30 plus 400 Meter Radweg. Dazu Schikanen für Auto-Verkehr, breitere Bürgersteige, Parkplätze weg. Auch Bäume werden gepflanzt – wegen Klimaschutz. Jetzt ist alles fertig. Doch keinem Politiker, Planer, Erbauer ist aufgefallen: Mitten auf dem neuen Radweg stehen drei neu gepflanzte Bäume.
Wer die Straße in Fuldabrück-Bergshausen mit 10 Prozent Gefälle hinunterfährt, blickt auf die mächtige Autobahn-Brücke der A44. Der ganze Ort ist von Autobahnen umgeben. A7 im Westen und die A49 umgibt den Rest.
Radfahrer sind in Fuldabrück eher selten. Vielleicht liegt es daran, dass man im Ort deshalb nicht so viel Erfahrung mit Radwegen hat und wie man sie richtig baut.
Fest steht: 2020 wurde der Umbau der Straße geplant. In roter Schrift der Hinweis: „Die Angaben sind in Lage und vor Bauausführung in der Örtlichkeit zu prüfen.“
5 Mio. Euro kostet der Umbau der 700 Meter Straße. 600.000 Euro davon als Förderung des Landes Hessen.
Ex-Bürgermeister: „Maßnahmen hätten beim Bau auf Sinnhaftigkeit überprüft werden müssen“
Vor ein paar Tagen wurden die Bauarbeiten beendet, die Straße ist neu asphaltiert, Schikanen stehen. Mit je drei Bäumen.
Doch die Radweg-Markierer stehen vergangene Woche mit ihrer Maschine verwirrt vor der Schikane. Was jetzt? Auf dem Plan endet der Radweg davor und geht dahinter weiter. Sie pinseln weiter. Und malen direkt vor und hinter die Schikane noch je ein Fahrrad-Symbol drauf.
Der ehemalige Bürgermeister Dieter Lengemann (65, SPD), unter dem die Planungen entstanden sind und im Gemeinderat abgesegnet wurden, sagt zu BILD: „Die Maßnahmen hätten beim Bau auf Sinnhaftigkeit überprüft werden müssen.“
Für Deutschlands bekanntesten Verkehrsrechtsanwalt Uwe Lenhart (55) sind Konflikte zwischen Auto- und Radfahrern programmiert: „Radfahrer werden mittendrin durch die Schikane gezwungen, auf die normale Fahrbahn zu wechseln.“
Der amtierende Bürgermeister Andreas Damm (46) verteidigt sich, dass es vor seiner Amtszeit passiert ist: „Um die Fördermittel zu bekommen, wurde ein Fahrradschutz-Streifen genehmigt. Man kann den Streifen auch nicht an der Verkehrs-Insel vorbeiführen, weil die Straße zu schmal ist. Außerdem würde dem Radfahrer suggeriert, dass er vorfahrtsberechtigt wäre und das könnte zu Unfällen führen, wenn ein Auto entgegenkommt.“
Hessens Landtagsabgeordneter Stefan Naas (51, FDP) sagt zu BILD: „Das kommt raus, wenn man alle Förderprogramme abgreifen will und dem Zeitgeist nachrennt. Baum und Radweg passen nicht zusammen. Wer Radwege will, sollte auf Hindernisse verzichten. Wer Bäume will und Verkehr nicht mag, sollte keine Radwege bauen. Schilda lässt grüßen.“