Was für ein Wahlabend! Rund 3,7 Millionen Sachsen und Thüringer haben gewählt – und Deutschland wacht am Montagmorgen AfD-blau auf!

► Die als „in Teilen rechtsextrem“ eingestufte AfD: stärkste Partei in Thüringen (mit Landeschef Björn Höcke, den man offiziell „Faschist“ nennen darf). In Sachsen auf Platz zwei – mit hauchdünnem Abstand hinter CDU-Regent Michael Kretschmer. Höcke verkündet lauthals: „Wir wollen regieren!“

Alt-Kommunistin Sahra Wagenknecht und ihr erst im Januar gegründetes BSW-Bündnis: das blaue Wunder! In beiden Ländern zweistellig, sogar vor SPD und Grünen – und vermutlich Königsmacherin in Sachsen wie in Thüringen!

Die Ampel unter Kanzler Scholz: in Katerstimmung. Die Ampel-Parteien in beiden Ländern sind zusammen nicht mal mehr halb so stark wie die AfD. Alle Kommentatoren sind sich einig: Die miese Performance der Ampel-Streithähne hat den Verdruss der Sachsen und Thüringer kräftig angeheizt. FDP-Vize Wolfgang Kubicki zu BILD: „Die Ampel hat ihre Legitimation verloren. Die Menschen haben den Eindruck, diese Koalition schadet dem Land.“

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Die SPD (wieder mal einstellig): zwischen Trauer und Selbstzerfleischung. Partei-General Kevin Kühnert redet sich das Ergebnis schön, weil die Arbeiterpartei (nur fünf Prozent der Arbeiter haben sie gewählt) weiter in beiden Landtagen sitze. Kühnert: „Kampf lohnt sich.“

Insgeheim aber sind die Genossen stinksauer auf ihren Schweige-Kanzler, denken längst darüber nach, ob Scholz noch der richtige Spitzenkandidat ist für die kommende Bundestagswahl.

Partei-Chefin Saskia Esken mahnte am Abend, „dass eine SPD-geführte Bundesregierung auch von der SPD geführt wird“. Co-Chef Lars Klingbeil erklärte, die SPD müsse ihre Politik „besser erklären“. Auch der Kanzler? „Als Parteivorsitzender sage ich auch, dass sich ALLE mehr anstrengen müssen!“

▶︎ Einziger Lichtblick unter den demokratischen Parteien der Mitte: die Union! In Thüringen unter Spitzenkandidat Mario Voigt (47) mit rund 24 Prozent stärker als bei der letzten Wahl (2019). In Sachsen: unter CDU-Regierungschef Michael Kretschmer (49) stabil – unter weiter stärkste Kraft im Lande.

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Und wer wird nun mit wem regieren?

ABER: Bei der Suche nach möglichen Bündnis-Partnern gibt es in Sachsen wie in Thüringen gewaltige Probleme!

► Sachsen-Kretschmer will und kann nicht mit der AfD regieren, seine Koalition mit SPD und Grünen: nicht mehr mehrheitsfähig. Problem: Mit Wagenknechts BSW könnte er zwar regieren, würde damit aber stramm-linke Alt-Kommunisten ins Boot holen, die zu großen Teilen aus der Linkspartei stammen.

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► Nicht anders sein Thüringer Parteikollege Mario Voigt: Der buhlte am Wahlabend sogar um BSW und Linkspartei gleichzeitig, würde damit gegen einen Unvereinbarkeitsbeschluss seiner Bundes-CDU verstoßen.

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Man reibt sich die Augen nach dieser Nacht!

Nur eines bleibt gleich: die schwer erträgliche Selbstdarstellung der Rechtsaußen-AfD als Opfer von Medien, Justiz und den „Altparteien“. Die planten mit ihrer Brandmauer eine Art Wählerbetrug, so AfD-Chefin Alice Weidel: „Wir haben vom Wähler einen klaren Regierungsauftrag bekommen. Der Wähler will, das wir in die Regierung sowohl in Sachsen als auch in Thüringen kommen, das kann man nicht ignorieren.“

Kann man sehr wohl!

Die AfD – und ihre Wähler – wussten längst, dass andere Parteien mit der Höcke-Partei nicht koalieren würden. UND: In Thüringen, wo rund ein Drittel der Stimmen an die AfD ging, haben sich 60 Prozent der Wähler dafür ausgesprochen, dass die AfD NICHT an die Regierung kommt.

Die Wähler werden sich wundern

Dennoch: Auch viele Thüringer und Sachsen dürften nach dieser Wahlnacht verkatert erwachen.

Im bisher rot-rot-grün regierten Thüringen haben sie zwar die AfD zur stärksten Kraft gewählt, erfahren aber am späten Abend: Die Linkspartei würde ein Bündnis aus CDU, SPD und BSW tolerieren.

Und in Sachsen liebäugelt CDU-Mann Kretschmer mit den Alt-Linken von Wagenknechts BSW und der Acht-Prozent-SPD. Das BSW betonte bereits am Abend „viele Gemeinsamkeiten“ mit Kretschmer, zeigte sich „zu Gesprächen bereit“. Heraus käme: ein schwarz-rot-rotes Bündnis, um die AfD zu verhindern.

Was für ein Wahlabend! UND NUN?