Der Volkstrauertag wird seit 1925 begangen, ein stiller Gedenktag für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Doch wie geht Deutschland abseits der offiziellen Veranstaltungen eigentlich mit dem Andenken der Gefallenen um?
Vor allem mit den Gräbern deutscher Soldaten im Ausland ist es offenbar nicht immer zum Besten bestellt – wie das Beispiel des Friedhofs Banovo Brdo im Südwesten der serbischen Hauptstadt Belgrad beweist. Besucher berichten, die Grabstätte sei marode und ungepflegt.
Der Friedhof ist die Ruhestätte für etwa 2600 Gefallene des Ersten Weltkriegs und etwa 2000 Gefallene aus der Zeit von 1941 bis 1944 des Zweiten Weltkriegs. Zwischen den Denkmälern für die deutschen Gefallenen wurde zur Erinnerung und Ehrung auch eine Säule für die tapferen serbischen Verteidiger Belgrads errichtet, am Hauptdenkmal die Namen von 947 bekannten Kriegstoten auf Bronzetafeln dokumentiert.
BILD fragte beim Auswärtigen Amt nach, wie das passieren konnte. Eine Sprecherin sagte: „Fast alle der über 870 deutschen Kriegsgräberstätten im Ausland werden vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. betreut, darunter auch der Friedhof in Banovo Brdo. Trotz der Sparzwänge im Haushalt haben wir unsere Förderung für den Volksbund von Kürzungen ausgenommen.“
Eine Sprecherin des Volksbundes glaubt, dass die Mittel vom Baerbock-Ministerium zu gering ausfallen und berichtet: „Hinter diesem Friedhof steckt eine besondere Geschichte. Dort liegen Tote des Ersten und Zweiten Weltkriegs und es gibt den Mackensen-Stein.“ Der sei inzwischen leider brüchig und deshalb auch eingerüstet, damit er nicht weiter zerfällt. Der Volksbund würde ihn gerne restaurieren, aber dafür gebe es im Moment keine Mittel.
Kosten steigen, Unterstützung bleibt gleich
Man bekomme seit Jahren für den Auftrag, über 830 Kriegsgräberstätten in ganz Europa und einige in Nordafrika zu pflegen, Gelder vom Auswärtigen Amt, über 19 Millionen Euro.
Die Sprecherin: „Das ist in Zeiten der immensen Kostensteigerung in allen Bereichen aber leider zu wenig, um alle Kriegsgräberstätten so zu pflegen, wie wir das gerne machen würden.“ Auch deshalb sei der Volksbund, der immer noch die Toten der Kriege birgt und versucht, ihre Schicksale zu klären, auch eine Spendenorganisation – gut zwei Drittel des Geldes erhalte man durch Spenden.
Der außenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, Jürgen Hardt, ist empört: „Der Zustand der Kriegsgräber in Belgrad ist beschämend. Hinter vorgehaltener Hand fragen serbische Politiker: ‚Warum kümmert ihr euch nicht? Warum legt ihr keine Kränze mehr dort nieder?’ Das Auswärtige Amt sollte endlich das Potenzial gemeinsamen Erinnerns diplomatisch nutzen. Mein Eindruck ist, dass gemeinsames Gedenken keine Rolle spielt im Vergleich zu Klima und Feminismus.“