Bundeskanzler Olaf Scholz (66, SPD) bezeichnete den schwarzen CDU-Politiker Joe Chialo (54) auf einer Party als „Hofnarren“. Nicht einmal, sondern auf Nachfrage ein zweites Mal.

Nun steht der Vorwurf des Rassismus gegen den Kanzler im Raum. Der weist das von sich, die Bezeichnung Hofnarr sei harmlos.

Wirklich? Ein Blick in die Geschichte bringt Klarheit.

Der Hofnarr war seit dem Mittelalter immer ein Außenseiter, meist gekennzeichnet durch körperliche Merkmale. Ein typisches Beispiel: der „Zwerg“. Der sollte sich über alles lustig machen – nicht zwingend über seinen Herren, sondern auch und vor allem über seine (untergebenen) Gäste.

Aber: Er durfte auch seinen Herren kritisieren, zur allgemeinen Belustigung.

Warum funktionierte das?

Weil niemand ihn eben wegen seiner Außenseiterrolle und seiner körperlichen Missgestalt ernst nahm. Bekanntestes Beispiel: der „Zwerg Perkeo“ (1702-1735), Narr am Heidelberger Hof des Kurfürsten Karl III. Er war kleinwüchsig, missgestaltet und immer betrunken.

Mit Rassismus im engeren Sinne hatte das weniger zu tun. Aber es war eine sehr krasse Form von Diskriminierung und Erniedrigung.

Denn die Narren mussten sich ja auch ständig selbst lächerlich machen: durch ihre Kleidung, durch ihre Missgestalt – oder wie im Fall von Perkeo: alles Zusammen mit ständiger Trunkenheit.

Also auch ohne die rassistische Note ist die Bezeichnung Hofnarr gegenüber einem politischen Gegner eine schwere Beleidigung und erniedrigende Herabwürdigung. Da spielt am Ende die Hautfarbe keine Rolle mehr.