Nachdem der Kokain-Skandal aufgeflogen war, versteckte sich Christoph Daum (†70) insgesamt 62 Tage lang in den USA. Wir von BILD schickten einen erfahrenen Reporter, um Kontakt mit ihm aufzunehmen. Sein Name: Vim Vomland. Die beiden kannten sich schon seit vielen Jahren sehr gut.

Vomland suchte in Florida, vor allem auf Marco Island, wo Daum Freunde hatte. In Orlando kam es schließlich über einen Mittelsmann zum Treffen. Es war für Daum der 13. Tag im Ausland.

Vomland hat mir in diesen Tagen erzählt: „Mir wurden die Augen verbunden, als ich zu ihm gebracht wurde. Wir sind durch die halbe Stadt gefahren. In einem Bürogebäude traf ich ihn dann in einem kleinen Raum, höchstens neun Quadratmeter groß. Was mir als erstes aufgefallen ist: Seine Haare waren extrem kurz.“

Vomland: „Gib es zu, du hast einen weiteren Haartest machen lassen.“

Daum: „Dazu sage ich nichts. Erst zu gegebener Zeit, wenn meine Anwälte alles zusammengestellt haben. Dann werden wir auch zu der unrichtigen Haar-Analyse Stellung beziehen.“

Erst einen Tag nach seiner Rückkehr nach Deutschland, am 12. Januar 2001, gab Daum den Konsum von Kokain erstmals zu. Von Sucht oder Krankheit könne aber keine Rede sein. Ein Gerichtsverfahren vor dem Landgericht Koblenz wurde gegen Zahlung von 10 000 Euro eingestellt.

In seiner Biografie „Immer am Limit“ (Ullstein, 2020) schrieb er Jahre später offen und ehrlich über Partys in dem Hotel, in dem er nach der Trennung von seiner ersten Ehefrau zeitweise gelebt hat: „Immer mal wieder ging einer ins kleine Badezimmer, und je öfter ich es mitbekam, desto geringer wurden meine Hemmungen. Bis irgendwann mein Warnsystem aussetzte. Ich ließ mich von einer Stimmung treiben. Mitten in den größten Fehler meines Lebens.“

Was bleibt von Christoph Daum? Die Größe eines Menschen erkennt man auch daran, ob er die Kraft hat, wieder aufzustehen, wenn er gestürzt ist.

Daum wurde noch österreichischer Meister mit Austria Wien und zweimal türkischer Meister mit Fenerbahce Istanbul. In der Türkei wird er als Held verehrt.

Was mir am meisten am ihm imponiert hat, war seine Leidenschaft. Für seine Familie, für den Fußball – und für das Leben!

Ein wildes Leben, das viel zu schnell vorbei war.