„Der Fortschrittsmotor stottert“

Der Soziologe Andreas Reckwitz
analysiert in unser Verhältnis zu
Verlusterfahrungen. Sei es Klimawandel, Postkolonialismus, Populismus – Verluste bedrängen
unsere Gesellschaft. Auf der Frankfurter Buchmesse spricht Reckwitz darüber am
ZEIT-Stand mit Peter Neumann, ZEIT-Redakteur im Feuilleton.

Natur, Körper und auch wir Menschen seien vergänglich, sagte
Reckwitz in Frankfurt. Häufig merkten wir das gar nicht. „Zum Glück. Wenn ich
alle meine vergangenen Zustände als Verlust betrauern würde, wäre das gar nicht
lebbar.“ Und so sei das auch für eine Gesellschaft. „Verlust ist eine sehr
spezielle Haltung zum Verschwinden.“ Man hätte gerne das, was da war, behalten.
Deshalb sei das Verschwinden eine Enttäuschung und die Verlusterfahrung werde
als Verschlechterung erfahren.

Das beste Beispiel sei der gesellschaftliche Umgang mit dem
Tod: „Der Tod wird verdrängt, individualisiert, privatisiert“, sagte Reckwitz
im Gespräch. Verlusterfahrungen lähmten den Fortschrittsgedanken der
Spätmoderne. „Der Fortschrittsmotor stottert.“ In der Mitte der Gesellschaft
sei der Gedanke angekommen, ein optimistischer Blick in die Zukunft sei
unrealistisch, stattdessen entwickelten sich seit den 1970er Jahren vermehrt
dystopische Ideen.

Sehen Sie hier das Video des Gesprächs mit Andreas Reckwitz.

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