Frust oder Freude? CSU-Chef Markus Söder gibt sich am Tag nach der Wahl zuversichtlich, will energisch auftreten bei den kommenden Verhandlungen für eine Regierungskoalition.

► Die CSU holte in Bayern 37,2 Prozent der Stimmen. Das ist deutlich weniger als ursprünglich erhofft. Bei der Wahlparty in der Parteizentrale waren die Gesichter lang. Hinter vorgehaltener Hand schimpften Parteimitglieder über das Ergebnis.

Nach außen gibt Söder dagegen den Wahlsieger: „Wir haben das beste Ergebnis der Union in Deutschland. Ohne die CSU hätte die CDU nicht die Stärke, die sie jetzt in die Koalitionsverhandlungen einbringen kann.“

Söder konnte die AfD in Bayern nicht am Aufstieg hindern

Am Tag nach der Wahl räumte er aber auch ein: „Es hätte mehr sein können.“ Besonders unglücklich habe die Union bei der Frage über Zusammenarbeit mit den Grünen agiert. Söder kritisch: „Es gab bei einigen Bundesländern ja massives Beharren auf Grün. Das hat den einen oder anderen Wähler verunsichert.“

Und: Söder konnte die AfD in Bayern nicht am weiteren Aufstieg hindern. Sie erreichte 19 Prozent, ein Plus von 10 Prozentpunkten seit der Wahl von 2021. Damit wurde die AfD zur zweitstärksten Kraft in Bayern. Söders Analyse: „Es gibt noch nicht das hundertprozentige Vertrauen, dass wir am Thema Migration etwas verändern werden.“

Wahlrecht soll geändert werden

Ein richtig großes Ärgernis für die CSU: Die 37 Prozent in Bayern reichten nicht, um alle Direktmandate zu sichern. Die Partei gewann zwar alle 47 Wahlkreise, muss aber in Augsburg, München und Nürnberg auf jeweils ein Direktmandat verzichten. „Dass Abgeordnete nicht in den Bundestag einziehen, führt zu Politikverdrossenheit“, zürnte Landesgruppenvorsitzender Alexander Dobrindt (54).

Söder klagte: „Das ist die Folge dieses unfairen und undemokratischen Wahlrechts.“ Er kündigte am Montag für die Regierungsverhandlungen an: „Einer der ersten Punkte, die aufgerufen werden, ist die Änderung des Wahlrechts, um diese Unfairness zu beenden.“

► Immerhin: Die Sitzverteilung im Bundestag macht eine Koalition von Union und SPD möglich. Das wurde möglich, weil das Bündnis Sahra Wagenknecht den Einzug in den Bundestag verpasste und somit keine Sitze bekommt. Söder mit einer Spur Erleichterung: „Wir sind dem Teufel noch einmal von der Schippe gesprungen.“