Im Zollkonflikt zwischen den USA und der Europäischen Union zeichnet sich keine Entspannung ab. Zum Wochenauftakt ließ der handelspolitische Rundumschlag von US-Präsident Donald Trump die Börsenkurse noch weiter abstürzen. Unterdessen beraten die betroffenen Länder weltweit über angemessene Gegenreaktionen auf die Trump-Zölle.
Alle Entwicklungen zum Handelskonflikt und Zöllen im Liveticker:
10:11 Uhr – Deutschland droht drittes Rezessionsjahr in Folge
Der deutschen Wirtschaft droht Ökonomen zufolge wegen der US-Zollpolitik das dritte Rezessionsjahr in Folge. „In der kurzen Frist wird sich die neue Bundesregierung schwertun, den unmittelbaren Handelsschock abzufedern“, schreiben die Ökonomen Marc Schattenberg und Robin Winkler von Deutsche Bank Research. Daher könnte sich die bisherige Wachstumsprognose von 0,3 Prozent für 2025 als zu optimistisch herausstellen, falls sich die angekündigten „reziproken“ US-Zölle als dauerhaft erweisen sollten. „Insgesamt neigen sich die Konjunkturrisiken für 2025 in Richtung eines dritten Rezessionsjahres in Folge“, so die beiden Experten.
09:50 Uhr – „Protektionistische Schikane“ – China kritisiert USA
China kritisiert das Vorgehen von US-Präsident Donald Trump als „typische einseitige und protektionistische Schikane“. Außenministeriumssprecher Lin Jian sagt in Peking, Drohungen und Druck seien nicht der richtige Weg im Umgang mit China.
09:15 Uhr – Dax gibt zu Börsenbeginn deutlich nach
Die Zollängste der Anleger drücken den Dax zeitweise auf den tiefsten Stand seit September. Der deutsche Leitindex notierte zum Handelsstart 9,5 Prozent schwächer bei 18.751,75 Punkten. Danach pendelte er sich bei einem Minus von rund 6,5 Prozent auf ein Vier-Monats-Tief von 19.277 Punkten ein.
Die Anleger fürchteten, dass der sich anbahnende Handelskrieg die Inflation nach oben treibt und eine globale Rezession auslöst. Schon am Freitag hatten die Börsen deutlich nachgegeben – und auf die drastischen Kursverluste eines „Black Friday“ folgt häufig ein „Panic Monday“.
08:18 Uhr – Deutscher Export mit 8,5 Prozent mehr Ausfuhren in die USA
Die deutschen Exporte sind auch wegen der steigenden Nachfrage aus den USA zuletzt gewachsen. Im Februar stiegen die Ausfuhren um 1,8 Prozent im Vergleich zum Vormonat auf 131,6 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt mitteilt. Die Importe zogen im Februar um 0,7 Prozent auf 113,8 Milliarden Euro an.
Das US-Geschäft legte im Februar deutlich zu: Die Ausfuhren in die weltgrößte Volkswirtschaft, die zugleich Deutschlands wichtigster Handelspartner ist, kletterten um 8,5 Prozent auf 14,2 Milliarden Euro. Künftig drohen wegen Trumps neuer Zollpolitik Einbußen. „Der Export scheint von Vorzieheffekten wegen absehbar höherer US-Zölle profitiert zu haben“, sagte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger. „Unternehmen sind gut beraten, sich rasch nach anderen Handelspartnern als den USA umzusehen.“
08:15 Uhr – Trump: Ausländische Regierungen müssen „jede Menge Geld zahlen“
US-Präsident Donald Trump erwartet als Gegenleistung für die Aufhebung der Sonderzölle massive Geldzahlungen. Trump berichtete an Bord der Air Force One, er habe am Wochenende mit führenden Politikern aus Europa und Asien gesprochen: „Sie kommen an den Tisch. Sie wollen reden, aber es gibt keine Gespräche, wenn sie uns nicht jedes Jahr eine Menge Geld zahlen.“
07:24 Uhr – Griechischer Notenbankchef warnt vor Wachstumseinbruch in Eurozone
Das Wachstum in der Eurozone könnte sich um 0,5 bis einen Prozentpunkt abschwächen, sagt der griechische Notenbankchef Yannis Stournaras der „Financial Times“. Das Risiko eines globalen Handelskriegs könne einen großen „negativen Nachfrageschock“ in der Eurozone auslösen. Das würde das europäische Wirtschaftswachstum stark belasten. Einige der US-Zölle seien schlimmer als erwartet und schafften ein beispielloses Ausmaß an globaler politischer Unsicherheit.
05:29 Uhr – Börsen in Asien brechen stark ein
Die asiatischen Märkte erleben einen rauen Start in den Börsentag. Im Sog der Turbulenzen um das globale Zollpaket der US-Regierung verbuchten die Börsen massive Verluste. Nach den negativen Vorgaben der Wall Street und dem Absturz der US-Futures stürzte der 225 Werte umfassende Nikkei-Index an der Leitbörse in Tokio um 6,5 Prozent auf 31.591,84 Punkte ab. Der breiter gefasste Topix notierte 6,5 Prozent niedriger bei 2319,64 Zählern.
Auch die Börsen in China, Hongkong und Australien zeigten im frühen Handel deutliche Verluste. Der Shanghai Composite Index sackte kurz nach dem Handelsstart um 4,4 Prozent auf 3342 Zähler ab. Der Hongkonger Hang Seng Index gab zunächst sogar um 9,3 Prozent auf 20.730 Punkte nach. Der australische S&P/ASX 200 fiel im frühen Handel auf ein neues 100-Tage-Tief. In Deutschland folgt der Börsenstart einige Stunden später, Verluste sind aber auch dort zu erwarten.
03:07 Uhr – Trump: Ich bin offen für Gespräche
Donald Trump ist bereit, unter bestimmten Bedingungen mit Handelspartnern über eine Lockerung der neuen Zölle auf Einfuhren in die USA zu reden. „Ich möchte das Defizitproblem lösen, das wir mit China, der Europäischen Union und anderen Ländern haben“, sagte Trump auf einem Rückflug vom Bundesstaat Florida in die US-Hauptstadt Washington. „Wenn sie darüber reden wollen, bin ich offen für Gespräche.“
Trump sagte, er habe am Wochenende mit vielen führenden Politikern aus Europa, Asien und der ganzen Welt gesprochen. „Sie brennen darauf, einen Deal zu machen.“ Er habe aber betont, dass er nicht länger bereit sei, Handelsdefizite zu akzeptieren – also Ungleichgewichte im Handelsvolumen, bei denen ein Land deutlich mehr in die USA exportiert als es von dort importiert. Es müsse entweder einen Handelsüberschuss für die US-Seite geben oder ein ausgeglichenes Ergebnis im gegenseitigen Handel, fordert er.
02:24 Uhr – Börse in Tokio bricht ein
Die Börse in Tokio ist im Sog der Turbulenzen um das globale Zollpaket zum Wochenauftakt eingebrochen. Nach den negativen Vorgaben der Wall Street sackte der 225 Werte umfassende Nikkei-Index in den ersten 20 Handelsminuten um 2.752,06 Punkte oder 8,15 Prozent auf den Zwischenstand von 31.028,52 Punkten ab. In anderen Ländern wie Deutschland öffnet die Börse erst Stunden später, auch dort ist mit Verlusten zu rechnen.
02:05 Uhr – Abrutschen der Märkte sei nicht das Ziel, sagt Trump
US-Präsident Trump sieht das Abrutschen der Märkte eigenen Angaben zufolge nicht als Ziel. „Ich will nicht, dass irgendetwas nach unten geht, aber manchmal muss man Medizin nehmen, um etwas in Ordnung zu bringen“, sagt Trump zu Journalisten an Bord der Air Force One. „Wir sind von anderen Ländern so schlecht behandelt worden, weil wir eine dumme Führung hatten, die das zugelassen hat“, fügt er hinzu.
00:56 Uhr – Die US-Futures schwächeln
Die US-Futures der US-Aktienindizes schwächeln und deuten damit einen holprigen Start in die Handelswoche an. Die US S&P 500 E-minis Aktienfutures fielen um 4,27 Prozent. Der Dow E-minis büßte 3,96 Prozent ein und der Nasdaq 100 E-minis rutschte um 4,58 Prozent ab.
Sonntag, 6. April
21:40 Uhr – Experten erwarten auch kommende Woche Börsen-Turbulenzen wegen Trump-Zöllen
Nach dem Ausverkauf an den US-Börsen erwarten Experten auch angesichts angekündigter Zoll-Gegenmaßnahmen vieler Länder in der kommenden Woche weitere Turbulenzen. Die Zeit anhaltend steigender Kurse an den Börsen sei erstmal vorbei, sagte Mark Malek, Chief Investment Officer von Siebert Financial: „Der Bullenmarkt ist tot.“ Es könne in den nächsten Tagen zwar Gewinne geben. „Aber im Moment werden sie nicht nachhaltig sein.“ Der Zeitpunkt der Bekanntgabe der Zölle, der mit dem Beginn der Vorlage der Bilanzen der Unternehmen für das erste Quartal zusammengefallen sei, trage zu den düsteren Aussichten bei.
Ähnlich äußerte sich der Experte Steve Sosnick. „Irgendwann in der Woche ist es wahrscheinlich unvermeidlich, dass wir einen Aufwärtstag haben werden“, sagte der Chef-Anlagestratege bei Interactive Brokers. Es bleibe aber die Frage nach der Nachhaltigkeit einer Rallye. „Es kann sein, dass wir in dieser Woche einen Tag erleben, an dem die Bildschirme grün sind“, sagte auch Alex Morris, Chief Investment Officer bei F/m Investments, mit Blick auf die Farbe auf den Händler-Monitoren bei steigenden Kursen. „Aber eine dauerhafte Erholung könnte erst in drei oder vier Wochen eintreten. (…) An diesem Punkt werden die Leute anfangen zu sagen, dass wir genug Luft aus dem Ballon genommen haben.“
20:01 Uhr – Großbritannien will Unternehmen durch staatliche Intervention vor US-Zöllen schützen
Der britische Premierminister Keir Starmer hat in Aussicht gestellt, Großbritanniens Wirtschaft mithilfe von staatlichen Interventionen vor den Auswirkungen der US-Zölle zu schützen. „Wir sind bereit, die Industriepolitik zu nutzen, um britische Unternehmen vor dem Sturm zu schützen“, schrieb Starmer am Sonntag in einem Gastbeitrag in der britischen Zeitung „Sunday Telegraph“. Das möge manchen nicht geheuer sein, aber es sei unmöglich, an alten Meinungen festzuhalten, „während die Welt sich so schnell weiterdreht“.
Die Welt, wie wir sie kannten, gebe es nicht mehr, erklärte Starmer. „Alte Annahmen können nicht länger als gegeben angesehen werden.“ Statt einer regelbasierten Gesellschaft werden laut Starmer in Zukunft „Deals und Bündnisse“ die Welt bestimmen. Der Premierminister unterstrich zudem die Meinung der britischen Regierung, dass „niemand aus einem Handelskrieg als Sieger hervorgeht“. Hinsichtlich der Reaktion Großbritanniens auf die US-Zölle von über zehn Prozent auf britische Importe in die USA wollte Starmer nichts ausschließen. „Keine Option ist vom Tisch“, erklärte der britische Premier.
18:16 Uhr – EU berät über Antwort auf US-Zölle: Zahnseide und Diamanten im Visier
Im Zoll-Streit bemüht sich die Europäische Union (EU) um ein geschlossenes Vorgehen gegen den Vorstoß der US-Regierung. Dies dürfte voraussichtlich auf erste gezielte Gegenmaßnahmen für US-Importe – von Zahnseide bis Diamanten – im Volumen von bis zu 28 Milliarden US-Dollar hinauslaufen. In Luxemburg kommen am Montag die Handelsministerinnen und -minister der 27 EU-Mitgliedstaaten zusammen, um sich über die Auswirkungen und die beste Reaktion auf die von US-Präsident Donald Trump verhängten Import-Zölle auszutauschen. Die Europäische Kommission, die die EU-Handelspolitik koordiniert, wird den EU-Staaten eine Liste von US-Produkten vorschlagen, auf die zusätzliche Zölle erhoben werden könnten. Hier geht es vorrangig um eine Reaktion auf Trumps Stahl- und Aluminiumzölle.
Die Liste soll US-Fleisch, Getreide, Wein, Holz und Kleidung sowie Kaugummi, Zahnseide, Staubsauger und Toilettenpapier umfassen. Ein Produkt, das hier im Fokus steht und für Uneinigkeit in der EU sorgt, ist Bourbon-Whiskey. Die Kommission hat einen Zoll von 50 Prozent vorgesehen, was Trump prompt dazu veranlasst hat, mit einem Gegenzoll von 200 Prozent auf alkoholische Getränke aus der EU zu drohen. Dies sorgte für Kritik bei Weinexporteuren aus Frankreich und Italien. Die EU, deren Wirtschaft stark vom Freihandel abhängig ist, legt Wert darauf, sich für jede Reaktion breite Unterstützung zu sichern. Es geht darum, den Druck auf Trump aufrechtzuerhalten und letztlich Verhandlungen dazu aufzunehmen.