Immer wieder mischt sich US-Vizepräsident JD Vance in die deutsche Politik ein. Auf der Münchner Sicherheitskonferenz im Februar forderte er indirekt ein Ende der „Brandmauer“ zur AfD. Kürzlich erklärte er, wegen der illegalen Migration „werde sich Deutschland selbst zerstören“.
Warum ist dem Vize von Donald Trump ausgerechnet Deutschland so wichtig?
Darüber sprach BILD-Vize Paul Ronzheimer in seinem Podcast mit Bojan Pancevski, Reporter bei der renommierten US-Zeitung „Wall Street Journal“ und Kenner des Trump-Universums. Pancevksi führte am Tag vor der Münchner Sicherheitskonferenz das Vance-Interview, das weltweit Schlagzeilen machte.
„Ich habe lange mit seinen Leuten, mit seinen Beratern gesprochen – Medienberater, aber auch nationale Sicherheitsberater“, sagt Pancevski. „Sie sagen, dass Europa für sie wichtig ist. Das ist ja quasi der Ursprung der amerikanischen Kultur. Sie sehen sich als eine kulturelle Einheit“ mit Europa.
„Sie glauben, das sei der Westen“, erklärt der Journalist die Weltsicht des Vance-Umfelds. „Und der Westen sei bedroht durch diese Massenimmigration aus anderen Teilen der Welt – und dadurch, dass die Kultur des Westens – und Deutschlands vor allem – verloren gehe.“
„Wenn in ihrem Sinne Deutschland verloren geht, dann geht auch Europa verloren“
Warum glauben die das?
„Sie argumentieren rein numerisch“, sagt der Vance-Kenner. „Sie zitieren immer Zahlen – also, wie viele Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sind, wie hoch der Prozentsatz an Ausländern in Deutschland ist. Und natürlich sind diese Zahlen gewaltig. Es ist ja nicht aus der Luft gegriffen, was sie da erzählen. Das hat ja auch etwas mit der Wahrheit zu tun. Ich glaube, dass über 45 Prozent der Grundschüler in Deutschland Deutsch nicht als Muttersprache sprechen. Es gibt solche Statistiken, die für einen Amerikaner relativ überraschend sind.“
Und da Deutschland das größte Land und die größte Wirtschaft Europas sei, glauben die Amerikaner: „Wenn in ihrem Sinne Deutschland verloren geht, dann geht auch Europa verloren, weil es keine richtige Führungsmacht mehr geben wird – weder wirtschaftlich noch kulturell.“
Dabei machten Vance und Co. das nicht aus innenpolitischen Gründen. Der US-Wähler „kümmert sich einen Dreck um Deutschland“, sagt Pancevski knallhart. „Das ist etwas, was ihn persönlich bewegt.“
„Sie haben keine Ahnung von der Politik der AfD“
Und nicht nur ihn. Auch andere Teile der MAGA-Bewegung – so nennt sich der harte Kern der Trumpisten wegen des Wahlspuchs „Make America Great Again“ – stimmen Vance zu. „Dazu zähle ich auch Elon Musk“, sagt Pancevski über den reichsten Mann der Welt und einen von Trumps engsten Beratern.
Brisant: Die AfD, die immer wieder aus dem Trump-Lager unterstützt wird, spiele für die Amerikaner keine große Bedeutung.
„Ich habe Vance und andere in seinem Umfeld mehrmals gefragt: warum gerade die AfD? Was verbindet euch mit dieser Partei? Und sie haben gesagt: Sie haben keine Ahnung von der Politik der AfD, und das ist ihnen auch egal. Wichtig ist nur, die Migration zu stoppen.“
Noch brisanter ist, dass Trump selbst damit nicht viel zu tun hat. Der harte Kern der Bewegung sei „nicht unbedingt einer Meinung mit Trump“. Er sei von Europa nicht so besessen. „Er will die Grenze in Amerika schließen, das ist politisch offenbar wichtig – daher ist er auch gewählt worden. Aber dass er sich so sehr um die ethno-religiöse Struktur Deutschlands kümmert, das glaube ich eben nicht“, sagt Pancevski.