Sie haderte mit ihrem Aus als Außenministerin. Zu gerne hätte sie weitergemacht. Annalena Baerbock (44, Grüne) liebt das internationale Parkett. Sie fühlt sich zu Hause auf hochkarätigen Konferenzen, bei Verhandlungen und bei Treffen mit Ministern und Staatschefs. Nun der nächste Karriereschritt: Die Bundesregierung will Baerbock als deutsche Kandidatin für den Vorsitz der UN-Generalversammlung 2025/26 benennen. Was bedeutet das Amt in New York?

Dass Baerbock den Top-Job bekommen soll, war am Dienstag aus Regierungskreisen zu hören. Ein entsprechender Kabinettsbeschluss ist angeblich im Umlaufverfahren auf den Weg gebracht. Ihre Wahl gilt nach internen Absprachen bei den Vereinten Nationen als Formsache.

BILD beantwortet die wichtigsten Fragen.

Achtung, Verwechslungsgefahr!

Das Amt der Präsidentin der Vollversammlung der Vereinten Nationen ist nicht zu verwechseln mit dem Amt von UN-Generalsekretär António Guterres (75).

Wann wird Annalena Baerbock gewählt?

Der Vorsitz der Generalversammlung wird voraussichtlich am 2. Juni um 10 Uhr gewählt. Die nächste Amtszeit läuft ab September für ein Jahr.

Was ist die UN-Generalversammlung genau?

Die UN-Generalversammlung ist das wichtigste politische Entscheidungsorgan der Organisation, die ihren Sitz in New York hat. Sie besteht aus allen 193 Mitgliedstaaten und bietet – so ist es in der eigenen Beschreibung zu lesen – „ein Forum für Diskussionen über das gesamte Spektrum internationaler Fragen, die in der Charta der Vereinten Nationen behandelt werden“.

Welche Aufgaben hat die Präsidentin?

Die Präsidentin eröffnet und schließt jede Plenarsitzung, leitet die Diskussionen im Plenum, achtet auf die Einhaltung der Geschäftsordnung, erteilt Rede- und Fragerechte und verkündet Beschlüsse. Das ist der Geschäftsordnung zu entnehmen. Sie hat „die volle Kontrolle über den Ablauf und die Aufrechterhaltung der Ordnung in jeder Sitzung“.

Welche Kritik gibt es an der Personalie?

Absurde Kritik kam sofort von der Sprecherin des russischen Außenministeriums. „Es wird seltsam sein, die Enkelin eines Nazis zu sehen, die stolz auf die ‚Heldentat ihres Großvaters‘ ist, im Jahr des 80. Jahrestags des Sieges als Vorsitzende der Generalversammlung“, erklärte Marija Sacharowa (49) der russischen Nachrichtenagentur „Tass“ zufolge. Klare Kreml-Lüge: Nie hatte Baerbock erklärt, sie sei stolz darauf, dass ihr Großvater Waldemar in der Wehrmacht war!

Kritik kommt auch aus dem CDU-Bundesvorstand, vom neu gewählten Bundestagsabgeordneten und Kohl-Enkel Johannes Volkmann (28). Bei X schrieb er: „Die Art und Weise, wie Baerbock nun eine langjährig verdiente Diplomatin wie Helga Schmidt verdrängen soll, macht fassungslos. Genau diese Selbstbedienungsmentalität wurde am 23.02 abgewählt.“

Wer war ursprünglich vorgesehen für das Amt?

Die Bundesregierung hatte eigentlich im September 2024 die Diplomatin Helga Schmid (64) mit ihrer langen Erfahrung in vielen verschiedenen Rollen für den Top-Posten vorgeschlagen. Die frühere Generalsekretärin der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) ist auch Stellvertreterin des Präsidenten des Stiftungsrats der Münchener Sicherheitskonferenz.