Er war 23 Jahre Oberbürgermeister von Grimma, bewältigte dabei zwei verheerende Hochwasserkatastrophen. Seit 1. September sitzt er als direkt gewählter Abgeordneter für die Freien Wähler im Sächsischen Landtag. Am Mittwoch will Matthias Berger (parteilos) neuer sächsischer Ministerpräsident werden.

Dass Berger überhaupt kandidiert, liegt vor allem am BSW. Die Wagenknecht-Truppe ließ die Koalitionsgespräche mit CDU und SPD am 6. November platzen.

Das verbliebene CDU/SPD-Bündnis hat nur 51 von 120 Stimmen. Dass Michael Kretschmer (49, CDU) wie geplant unter diesen Umständen gleich im 1. Wahlgang (nötig sind 61 Stimmen) gewählt wird, ist unsicher. Zumal die Grünen Kretschmer bereits eine Absage erteilten und die AfD mit ihrem Fraktionschef Jörg Urban (60) antritt.

Das ist Bergers Chance. Er hofft wohl auf den 2. Durchgang, wenn die Mehrheit der abgegebenen Stimmen reicht. Dass dann alles passieren kann, zeigen die Ereignisse in Thüringen vor fünf Jahren, als FDP-Mann Thomas Kemmerich (59) plötzlich Ministerpräsident wurde.

Doch was geschieht am Mittwoch, wenn Matthias Berger in Sachsen tatsächlich gewählt würde? BILD sprach mit dem 56-Jährigen.

„Ich würde die Wahl selbstverständlich annehmen, mich für das Vertrauen bedanken und an die Arbeit gehen“, so Berger. „Zunächst gilt es, eine funktionierende Regierung auf die Beine zu stellen. Die bisherigen Minister würden entlassen. Bis zur Ernennung einer Expertenregierung würde ich zunächst jeweils einen Staatssekretär bitten, die Geschäfte zu führen. Das Kabinett steht dann im neuen Jahr.“

Grüne, Linke und SPD haben bereits klargemacht, dass sie das Angebot, Teil einer Expertenregierung zu werden, nicht annehmen.

„Grundsätzlich gilt, alle Fraktionen im Landtag sind eingeladen, an der Erneuerung des Landes gemessen an ihrem Wahlergebnis teilzunehmen. Das Parlament ist Ort der Debatte und des politischen Streits. Und die Regierung ist der Ort der Umsetzung im reibungsarmen Ablauf. Wenn einzelne Fraktionen nicht wollen, werden die Ministerien unter denen, die mithelfen wollen, aufgeteilt.“

Wie sollen die Ministerien aussehen?

„Wir wollen von zehn Ministern runter auf sieben. Sie müssen über Berufsabschluss und Berufserfahrung verfügen. Leitplanken sind die Schuldenbremse, die Lebenshaltungskosten zu mindern, für sichere und bezahlbare Energie sorgen und eine schlanke und effiziente Verwaltung sowie für Frieden sorgen.“