Das neue KI-iPhone kommt

Ein Musikvideo, ganz per iPhone gefilmt, der Ton per iPhone aufgenommen, visuell nachbearbeitet, farbkorrigiert und gemixt mithilfe von Apples künstlicher Intelligenz: Was Apple als Teil der Präsentation des neuen iPhone 16 Pro Max zeigte, wirkte wie ein Blick in die Zukunft der Multimedia-Produktion.

Alle Videos, Töne, Sensordaten werden mit einem einzigen Gerät aufgenommen. Die Nachbearbeitung erfolgt fast live und mithilfe künstlicher Intelligenz, die den Ton optimiert, die Farbmischung korrigiert, Bilder selektiv schneidet und den Bildausschnitt anpasst.

Das iPhone Pro, das sollte bei der Präsentation deutlich werden, ist ein Werkzeug für Intensivnutzer, die selbst ihren Alltag ständig in höchster Qualität dokumentieren wollen. Wie viele Kunden das Telefon tatsächlich so benutzen, für wie viele es nur mehr ein Statussymbol ist, das weis nur Apple selbst. Doch die Botschaft, die Apple mithilfe des R&B-Popstars und Markenbotschafters „The weeknd“ realisiert, ist deutlich: Profis wählen weiterhin Apple, auch wenn inzwischen Android-Geräte wie etwa Googles Pixel Pro in Hardware und Software fast identisch ausgestattet sind.

Die restliche iPhone-Präsentation, sonst der Kern der Herbst-Produktvorstellung von Apple, verlief dennoch sehr erwartbar: Eine neue Gehäuse-Farbpalette mit Pink, Grün und Hellblau, neue Bildschirme mit schmaleren Rändern, ein neuer schnellerer und sparsamerer Apple A18-Chip – das war alles so ähnlich schon mal da. Die wesentliche Neuerung, die Integration von künstlicher Intelligenz im neuen iPhone, hatte Tim Cook bereits im Frühsommer angekündigt: Das Smartphone wird bei Apple zum Sensor für die hauseigene künstliche Apple-Intelligence.

Wesentliche Neuerung darüber hinaus war die Kamera: Das iPhone 16 und insbesondere das iPhone 16 Pro sind fast mehr Kamera als Smartphone. Apple verwendet den überwiegenden Anteil seiner iPhone-Pro-Präsentation darauf, die neuen Kamerafunktionen in Hard- und Software vorzustellen.

Beide Telefone haben – auch das zeigt Apples Fokus auf die Photo-Funktionen – einen physischen Photo-Knopf, in den die Apple-Ingenieure eine ganze Reihe Funktionen gesteckt haben: Dank eines eigenen Haptik-Sensors können die Nutzer nicht nur Fotos auslösen, sondern auch per Fingerstrich und live Zoom-Funktionen aufrufen oder Belichtung und Farbfilter der Fotos ändern. Das Ganze wird von KI unterstützt und wurde von Apple „Visual Intelligence“ getauft.

Die neue 48-Megapixel-Hauptkamera soll schneller reagieren als je zuvor, das erlaubt neue besonders scharfe Fotos und Videos. Insbesondere auf dem iPhone Pro sollen Videos in 4k-Aufklösung und 120 Bildern pro Sekunde in der Nachbearbeitung völlig neue Möglichkeiten bringen – etwa können die Nutzer im Nachhinein Zeitlupen einfügen. Weiter bringen Iphone 16 und 16 Pro eine Weitwinkelkamera mit, die nahtlos mit der Hauptkamera zusammen arbeitet, Fusion nennt Apple das.

Das iPhone Pro hat dem „normalen“ Iphone wie schon beim Iphone 15 eine 5x-Zoom Kamera voraus. Darüber hinaus will Apple mit dem Iphone Pro ambitionierten Nutzern auch direkt die Ton-Nachbearbeitung ermöglichen, dafür nimmt das Pro neuerdings Ton mit vier Mikrofonen räumlich auf. Anschließend können Nutzer im Video auswählen, wessen Stimme herausgehoben werden soll – das ist wirklich neu.

Auch die bordeigene KI greift auf die Kameras zu, Apple erlaubt etwa eine KI-gestützte Bildsuche, ähnlich Googles Lens-Funktion. Überhaupt, die KI: Assistentin Siri soll, wie bereits im Frühjahr gezeigt, im neuen iOS deutlich intelligenter reagieren und darf dafür auch Bildschirminhalte analysieren. Das ermöglicht es dem Nutzer, bei Befehlen an Siri etwa auf Chatinhalte Rückbezug zu nehmen – Apple nennt als Beispiel, das ein Freund per Chatnachricht Musik empfiehlt und Siri diese sofort heraussucht und abspielt.

Apples künstliche Intelligenz ist omnipräsent im neuen iOS, liefert zum Beispiel sofort Zusammenfassungen von E-Mails in der Vorschau oder priorisiert Benachrichtigungen. Allerdings bleiben diverse Funktionen zunächst den US-Kunden vorbehalten – insbesondere die intelligente neue Siri spricht zunächst nur englisch, weitere Sprachen folgen kommendes Jahr. Dabei sollen alle Nutzerdaten direkt auf dem Telefon verarbeitet werden, damit die Privatsphäre gewahrt bleibt.

Auch deswegen hat Apple den neuen A18-Chip im iPhone 16 und A18 Pro-Chip im iPhone 16 Pro mit eigenen KI-Rechenkernen ausgestattet, die es erlauben sollen, dass die Apple Intelligence permanent im Hintergrund analysiert, ohne dass dabei gleich der Akku leerläuft. Angeblich sollen beide neuen Telefone deutlich längere Akkulaufzeiten als ihre Vorgänger mitbringen – doch wie lange genau, darauf ging Apples Team mit keinem Wort ein. Dabei wäre Zeit genug dafür gewesen. Das wichtige Thema Akku-Laufzeit wurde in weniger als 30 Sekunden abgehandelt, nachdem zuvor minutenlang ein neues Spiel vom chinesischen Spieleriesen Tencent als besonders geeignet fürs iPhone besungen wurde. Nein, wir nennen den Namen des Spiels nicht noch einmal, der wurde oft genug genannt.

All die neue Technik packt Apple beim iPhone Pro in ein Titangehäuse, aus angeblich besonders hochwertigem „Grade 5“-Titan hergestellt. Ob das dieselbe Legierung ist, die unter derselben Bezeichnung in der Wikipedia als meistverwendete und überhaupt nicht seltene Titanlegierung genannt wird, blieb unklar.

Nicht unklar sind dagegen die Preise: Das Spitzenmodell iPhone 16 Pro Max kostet in Deutschland ab 1449 Euro, das Iphone 16 Pro mit leicht kleinerem Bildschirm ab 1199 Euro, das Iphone 16 am 949 Euro und das Iphone 16 Plus mit wiederum leicht größerem Display 1099 Euro.

Große Hoffnungen lagen auf einem anderen Gerät: der Apple Watch. Die smarte Armbanduhr feiert ihr zehntes Jubiläum. Anders als damals beim iPhone heißt das Modell aber nicht „X“, also wie die römische Ziffer 10, sondern schlicht Series 10. Apple dürfte auf den besonderen Namen wohl auch deshalb verzichtet haben, weil die ganz großen Sprünge ausgeblieben sind.

Apple Watch Series 10 hat helleres Display und neue Lautsprecher

Am auffälligsten ist noch das Erscheinungsbild der Apple Watch Series 10. Die neue Version besitzt nicht nur ein größeres Display als ihre Vorgänger, sondern ist auch das dünnste Modell, das Apple bislang herausgebracht hat. Gerade einmal 9,7 Millimeter ist das Gehäuse dick und damit zehn Prozent weniger als die Series 9. Das Retina-Display soll außerdem 40 Prozent heller sein. „Wir haben die Grenzen der Technologie verschoben“, sagte Apple-Manager Jeff Williams bei der Vorstellung.

Unter dem Bildschirm hat Apple den neuen S10-Chip verbaut, der die Watch für KI-Funktionen namens Apple Intelligenz fit machen soll. Und auch die Ladezeiten hat der Konzern spürbar verbessert. Eine Akkuladung von 80 Prozent soll die Uhr in 30 Minuten schaffen, bei vollem Akku soll die Batterie rund 18 Stunden halten. Daneben hat Apple neue Lautsprecher verbaut, mit denen Träger jetzt sogar laut Musik hören können.

Auf der Funktionsseite hat Apple eine neue Schlafapnoe-Erkennung vorgestellt. Die Apple Watch soll künftig Atemaussetzer im Schlaf überwachen können, quasi mit einem Schnarch-Detektor. Hersteller von Wearables arbeiten schon seit einiger Zeit an Schlafapnoe-Funktionen. Samsung erhielt Anfang des Jahres von der US-Gesundheitsbehörde FDA die Zulassung für die Überwachung mit der Galaxy Watch.

Apple rechne nach eigenen Angaben damit, zumindest bald die Zulassung für seine Schlafapnoe-Funktion zu erhalten. Dann soll die Funktion in mehr als 150 Ländern und Regionen verfügbar sein. Dafür braucht es nicht zwangsläufig die neue Version der Series 10, auch das unmittelbare Vorgängermodell sowie die Apple Watch Ultra 2, das Premium-Modell, sollen die Funktion beherrschen.

Im Vorhinein haben Analysten bereits viel über bahnbrechende Funktionen der neuen Apple Watch spekuliert. Laut dem Apple-Analysten von Bloomberg, Mark Gurman, soll Apple an einer Messfunktion für den Blutdruck arbeiten. Weil es beim Testen des Sensors jedoch Probleme gegeben haben soll, verzögere sich die Einführung, behauptet Gurman. Hoffnungen hatten sich Analysten auch auf eine neue Funktion gemacht, die Diabetikern das Messen ihres Blutzuckergehalts ermöglichen sollte. Doch auch hierbei schienen die technischen Herausforderungen noch zu groß zu sein.

Auch beim Premium-Modell, der Ultra, verzichtet Apple vorerst auf neue Hardware. Lediglich in einer neuen Farbe, schwarz, ist die Uhr künftig erhältlich. Zumindest die alten Preise scheint Apple für die runderneuerte Series 10 beibehalten zu haben. Je nach Ausstattung ist die Smartwatch ab 449 Euro erhältlich. Das neue Modell gibt es in den Farben Schwarz, Roségold und Silber. Außerdem will Apple neben dem üblichen Aluminium-Gehäuse auch eine Version der Series 10 mit Titangehäuse anbieten. Das angeblich stärkere und haltbare Material hat Apple im vergangenen Jahr erstmals bei seinen iPhone-Pro-Modellen verwendet.

Auch seine Audiogeräte hat Apple gründlich überarbeitet. Mit der vierten Serie seiner Airpods verspricht der Konzern die „bequemsten Airpods aller Zeiten“. Apple hat 3D-Modellierung und Vermessungen mit Lasern genutzt, um die „beste Form“ der In-Ear-Kopfhörer zu entwickeln, wie es heißt. Daneben erhalten die Airpods manche Funktionen, die bislang der Premium-Reihe vorenthalten waren. Dazu zählen Sprachisolierung, personalisiertes räumliches Audio oder das Reagieren auf Siri mit Nicken oder Kopfschütteln. Möglich macht das der leistungsstarke H2-Chip, den Apple in den kleinen Ohrhörern verbaut hat.

Eine besondere Funktion hat sich Apple aber für die Airpods Pro einfallen lassen. Die neue Version verfügt über eine Art Hörgerätefunktion. Nachdem Nutzer einen eigens konzipierten Hörtest mithilfe des iPhones durchgeführt haben, können die AirPods Pro in ein personalisiertes Hörgerät umgewandelt werden, kündigte Apple an. Das erstellte „Hörprofil“ wird anschließend automatisch auf Musik, Filme und Telefongespräche auf allen Geräten des Nutzers angewendet.

Mehr lesen
by Author
Versicherer dürfen einem Urteil zufolge Riesterrenten nicht wegen schlechter wirtschaftlicher Bedingungen kürzen,…