Ex-Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hat große Erwartungen an die neue Bundesregierung – und fürchtet schmerzhafte Auswirkungen auf die Weltwirtschaft durch die Politik von US-Präsident Donald Trump!

Im BILD-Interview erklärte der Schweizer, er sei zunächst „schockiert gewesen“, dass der kommende Kanzler Friedrich Merz (69, CDU) „die Schuldenbremse mehr oder weniger ad acta legt“.

„Dann bin ich für Deutschland sehr optimistisch“

Zweifellos habe Deutschland „gewaltige Herausforderungen in der Infrastruktur, bei der Verteidigungsfähigkeit und ich verstehe schon, dass man jetzt einen mutigen Schritt macht“. ABER: Entscheidend sei, „dass es nicht nur bei Schulden bleibt, sondern dies auch mit großen Reformen verbunden ist, damit die wirtschaftliche Leistung Deutschlands wieder besser wird und die Wettbewerbsfähigkeit wächst“. Regulierung und überbordende Bürokratie müssten drastisch reduziert werden.

Merz habe „einen klaren Kompass und den muss er durchziehen“, so Ackermann. Er selbst habe die Deutschen als „sehr emotionales Volk“ erlebt: „Wenn man das Gefühl hat, man ist auf dem richtigen Weg, wir können etwas bewegen, dann kann Deutschland unglaublich viel schaffen.“ Dafür bedürfe es jedoch einer „kohärenten Führung“ der Politik: „Dann bin ich für Deutschland sehr optimistisch.“

Trump kann „Ziele nicht richtig formulieren“

Große Probleme sieht Ackermann für die Weltwirtschaft!

Er fürchte „eine bedeutende Verlangsamung des Wachstums bis hin zu rezessiven Tendenzen“ und steigender Inflation. Weltweit sei „das Vertrauen in die amerikanische Wirtschaft etwas verloren gegangen. Dadurch ist der Dollar sehr viel schwächer geworden.“ Angst „vor einer Weltwirtschaftskrise im großen Stil“ habe er jedoch nicht, so Ackermann.

Entscheidend sei, „was Trumps strategische Ziele sind. Leider kann er das nicht richtig formulieren“.

Trump kann die ganze Welt ärmer machen!

Fünf Punkte seien in Donald Trumps Plänen zentral:

► „Die fast kriegerische Auseinandersetzung zwischen den USA als dem herrschenden Imperium und dem Emporkömmling China.“

► „Trumps Fokussierung auf Aufrüstung und Sicherheit.“ Er zwinge die Europäer, „für ihre Verteidigung selbst aufzukommen“.

► Trump versuche, Russland „aus dem Dreieck Russland-Iran-China“ herauszubrechen und den Kreml „auf die Seite des Westens“ zu ziehen „im Kampf gegen China“.

► Trump betreibe einen „Kulturkampf gegen Woke und Gendern“.

► Trump ziele auf „eine Re-Industrialisierung der USA“, obwohl „nur noch acht Prozent der Amerikaner in der Industrie tätig sind. Das wird sehr schwierig!“

Ackermann: „Ich bezweifle, dass diese Ziele aufgehen.“ Im Gegenteil: „Ich rechne damit, dass die neuen Zölle vor allem amerikanische Konsumenten und Unternehmen durch höhere Preise treffen und sich dadurch das Wachstum in den USA weiter verlangsamt.“

Er sei überzeugt, so Ackermann im BILD-Talk: Wenn Trump seine Zollpolitik fortführe, „dann wird die Welt wesentlich ärmer. Und das kann nicht im Interesse der Vereinigten Staaten sein“.

Welche Aktie Ackermanns Depot gerettet hat

Beim jüngsten Börsencrash habe auch er selbst Geld verloren, gestand der Ex-Banker gegenüber BILD: „Ich würde sagen, so gut 50 Prozent.“ Das sei angesichts der Ausfälle weltweit „noch einigermaßen passabel“. Er habe rechtzeitig „damit begonnen, die amerikanischen Werte zu reduzieren“. Ackermann: „Wer den US-Wahlkampf verfolgt hat, der wusste, dass Trump es ernst meint mit den Zöllen.“

Den größten Gewinn habe er am Ende „mit einer deutschen Aktie gemacht: mit Rheinmetall.“