Dieser Mann verkörpert die ganz große Koalition: der Erfurter Landtagskandidat Thomas Schmid (58). Ein Politiker, der seit 2003 immer wieder munter sein Parteibuch wechselt: erst CDU, dann SPD, dann offenbar auch AfD. Und diesmal tritt Schmid für die Wagenknecht-Partei BSW an. Diese reagiert nun überrascht, wie fleißig sich ihr eigener Kandidat in den letzten Jahren durch die Parteienlandschaft probiert hat.

Fakt ist: Schmid tritt am Sonntag im Wahlkreis Erfurt IV für das BSW an und ist in Thüringen einer von nur sechs Direktkandidaten der Wagenknecht-Partei. Seit Anfang des Jahres baut er als Landeskoordinator für Wagenknecht den thüringischen BSW-Landesverband auf.

Wie der Unternehmer selbst sagt, war er von 2003 bis 2016 CDU-Mitglied. Dann wechselte er zur SPD, wo er wiederum 2023 wieder austrat.

Anschließend bandelte er mit der AfD an. Bemühte sich, wie er sagt, deren Pressesprecher zu werden. Und er soll von 2013 bis 2015 Mitglied der Höcke-Partei gewesen sein. Das ergeben Recherchen von MDR, NDR und WDR. Schmid soll bei der AfD monatlich 15 Euro Mitgliedsbeitrag gezahlt haben. Schmid bestreitet das. Ein ehemaliges AfD-Mitglied aus Thüringen hingegen bestätigt die Echtheit der vorliegenden Mitgliederlisten, die Schmid als früheren AfD-Angehörigen ausweisen sollen.

Und das ist brisant: Denn die Wagenknecht-Partei hat im Zuge ihrer Gründung versprochen, dass sie niemanden aufnimmt, der von der AfD kommt. Ausgerechnet zwei Tage vor der Wahl steht dieses Versprechen auf der Kippe. Entsprechend nervös reagiert die Wagenknecht-Partei. Deren Vorstand erklärt, Schmid habe eidesstattlich versichert, niemals AfD-Mitglied gewesen zu sein.

Dass Schmid Parteibücher offenbar wurscht sind, zeigt auch diese kleine Geschichte: Laut „Thüringer Allgemeine“ soll der Wagenknecht-Politiker noch im Januar per SMS versucht haben, den Linken-Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (68) zum Wagenknecht-Bündnis zu locken: „Das Beste wäre ein BSW in Thüringen mit Ihnen an der Spitze. Das wäre meine Wahl“, schrieb Schmid an Ramelow.

Schmid blitzte ab. Versuchte es aber gleich beim nächsten: Auch bei SPD-Spitzenkandidat Georg Maier soll sich Schmid erkundigt haben, ob er denn zu Wagenknecht wechseln wolle. Ebenfalls erfolglos. Maier sagte dazu der „Thüringer Allgemeinen“: „Er hat gefühlt, wie die Temperatur ist. Beim BSW sind ganz offenbar Glücksritter aktiv.“