Hamburg – Es wird laut in der Hansestadt! Ab dem 25. September verwandelt sie sich für drei Tage in eine militärische Drehscheibe. Hunderte Soldaten, schwere Lkw-Kolonnen, Not-Lazarette und kreisende Hubschrauber – die Bundeswehr startet die Großübung „Red Storm Bravo“!
Es ist nach der Übung „Red Storm Alpha“ im Jahr 2024 in Hamburg die zweite Probe für den Verteidigungsfall. Über die Pläne der anstehenden Großübung sprach Kurt Leonards, Landeskommandeur Kapitän zur See in der Hansestadt mit dem Hamburger Abendblatt.
NATO-Szenario: Russland greift Westen an
Das Übungsszenario: ein russischer Angriff auf den Westen! Um sich zu verteidigen, müssten innerhalb kürzester Zeit Tausende Soldaten der Nato aus Westeuropa an die Front verlegt werden. 800.000 Nato-Soldaten würden dann durch Deutschland Richtung Osten fahren. Hamburg mit seinem strategisch wichtigen Hafen spielt dabei eine zentrale Rolle.
Statt um den Schutz von Infrastruktur geht es bei der Übung vor allem um die Frage, wie schnell die Bundeswehr von Hamburg aus im Ernstfall die Truppen in Richtung baltische Staaten und Polen transportieren kann.
Deutschland ist jetzt Aufmarschgebiet
„Das ist der entscheidende Unterschied zum Kalten Krieg“, erklärt Kapitän Leonards. „Damals galt Deutschland im Kriegsfall als Kampfgebiet – heute ist es ein Aufmarschgebiet der NATO.“
Auch das intensive Zusammenspiel mit den Behörden würde geübt. Geplant seien Truppenverlegungen durch die Stadt, medizinische Notfallversorgung, Evakuierung von Verletzten, Hubschrauber über Hamburg – und sogar eine inszenierte Demonstration, auf die die Soldaten reagieren müssen.
Wie realistisch ist der Kriegsfall?
Laut Experten könnte es in vier bis fünf Jahren tatsächlich zu einem russischen Angriff kommen. Die Anzeichen seien da:
- russische Truppen bleiben nach Manövern an den Grenzen stationiert
- hybride Attacken aus Moskau – Cyberangriffe, Spionage, Sabotage
- Anschläge auf Rüstungsunternehmen in Deutschland
„Die Bedrohung ist real“, warnt auch Kapitän Leonards. „Schon heute erleben wir Angriffe auf unsere Infrastruktur!“ Er nennt den Brand in einer Metallfirma, die zum Rüstungskonzern Diehl gehört, Drohnen-Spionage und den geplanten Mordanschlag auf einen Rheinmetall-Manager als Beispiele.