In Bayern treten 24 Parteien zur Bundestagswahl am 23. Februar an. Sie haben Landeslisten, sie schicken tausende Mitglieder in den Wahlkampf, sie verlassen sich auf Jugendorganisationen beim Plakatieren.

Einer will es ganz allein schaffen: Marc Wenz (56), Unternehmer aus Sonthofen im Wahlkreis Oberallgäu, tritt als Einzelkandidat an. „Ich habe mich um den 10. Dezember herum entschieden anzutreten“, erklärt er. „Die anderen Parteien sind für mich keine Alternative.“

Jetzt wird’s ernst für ihn. „Die Wahlkreisleiterin hat vor einer Woche meine Kandidatur anerkannt.“ Die Hürden für Einzelkandidaten sind nicht hoch. 200 Unterstützer-Unterschriften brauchte er. „Ich habe mit Freunden zusammen 250 gesammelt.“

Sein Team – das sind er und zwei Helfer. „Wir haben schon Plakate aufgestellt. Wir bespielen soziale Medien.“ Säle oder Hallen für Wahlkampfreden will er nicht mieten.

Um Geld und Erfolg ginge es ihm nicht, versichert er. „Als erfolgreicher Unternehmer habe ich ausgesorgt.“ Die Bundestags-Kandidatur wird ihn auch erst mal viel Geld kosten. Er rechnet mit 70.000 bis 80.000 Euro.

In Sonthofen betreibt er das „Allgäu Outlet“. 80 Beschäftigte. Im Angebot: Sportbekleidung, Schuhe, Skier. Kunden: Touristen. Damit ist er bekannt – und er hat mit anderen Aktionen für noch mehr Aufsehen gesorgt. Voriges Jahr bezahlte er vier verdiente Mitarbeiterinnen einen Urlaub auf Hawaii. Er hat seiner Belegschaft außerordentliche Prämien zugesagt. „2024 habe ich 150.000 Euro ausgezahlt.“

Während der Corona-Krise leitete er das Firmentelefon auf die Bayern-Hotline um. „Wir hatten täglich 300 Anrufe von Kunden. Um die sollten sich mal die Regierung kümmern.“

Zerstört Wenz die Bundestagsträume von Aiwanger?

Für den Bundestag hat er ein paar knallige Ziele zusammengestellt: „Ich fordere einen Grundfreibetrag von 3000 Euro für Steuerzahler, damit Menschen ihre Miete bezahlen können.“ Der Mindestlohn solle auf 15 Euro steigen. Seine Diäten als Abgeordneter will er nicht behalten, sondern spenden.

„Ich will was verändern“, sagt er. Das könnte er auch – aber sehr anders: In seinem Wahlkreis entscheidet sich nämlich das Schicksal von Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger (53). Der will seine Partei mit drei Direktmandaten in den Bundestag bringen – und dafür muss Aiwanger-Kandidatin Indra Baier-Müller (53) unbedingt das Direktmandat erringen. Nimmt Wenz ihr zu viele Stimmen ab, wären Aiwangers Träume geplatzt.