Eine für alle, alle gegen eine! Nach Sahra Wagenknecht (55) knöpfen sich jetzt auch Partei-Funktionäre die Thüringer Rebellin Katja Wolf (48) vor.

Um den Weg für Koalitionsgespräche mit CDU und SPD freizumachen, hatte Wolf nicht länger auf einer Grundforderung der BSW-Chefin bestanden: einer klaren Absage an die Stationierung neuer US-Raketen in Deutschland. Wolf gab sich in der Präambel für einen Koalitionsvertrag mit der Feststellung zufrieden, dass es Menschen gebe, die gegen die Stationierung sind.

Wagenknecht reagierte eiskalt, sprach von einem „Fehler“. Nun legen BSW-Schatzmeister Ralph Suikat (59) und Jessica Tatti (43), BSW-Geschäftsführerin im Bundestag, in einem Gastbeitrag bei „t-online“ nach – unterstellen Wolf, die Strategie der Partei zu torpedieren.

BSW-Spitzen sprechen von Unterwerfung

Wolf sei „auf dem besten Weg, das BSW zu einer Partei zu machen, von der es nicht noch eine braucht“, schrieben die beiden in einem Gastbeitrag bei „t-online“. Es sei „nicht das Beste für die Thüringer, wenn man Positionen aufgibt, deretwegen wir gewählt wurden“.

In feinstem Moskau-Tonfall werfen Suikat und Tatti der Thüringer Rebellin vor, sich dem „transatlantischen Treueschwur“ eines Friedrich Merz (68, CDU) zu beugen. Im BSW so was wie Hochverrat. Auch die Sachsen, die ebenfalls gerade mit CDU und SPD verhandeln, schießen gegen die Thüringen-Gefährtin: „Die Thüringer Präambel bleibt klar hinter den Erwartungen der Menschen zurück“, schimpft der BSW-Sachsen-Vorstand Andreas Uhlig (69) in der „Leipziger Volkszeitung“.

▶︎ Und Wolf? Die schweigt. Aus ihrem Umfeld erfuhr BILD, dass die Thüringer Landesvorsitzende zurzeit „mit niemandem reden“ wolle.

„Machtprobe“ zwischen Wagenknecht und Wolf

Für den Politikwissenschaftler Oliver Lembcke (55, Uni Bochum) kommt es nicht überraschend, dass BSW-Chefin Wagenknecht beim Thema Krieg und Frieden so kompromisslos an ihren populistischen Forderungen festhält:

▶︎ „Das ist das Alleinstellungsmerkmal des BSW. Im Osten zieht das maximal und auch im Westen macht sich zunehmend Skepsis breit, dass die Ukraine die Linien wenigstens halten kann.“ Wagenknecht gegen Wolf – das sei „eine Machtprobe“.

Lembcke weiter: Die Thüringer wollten „an die Fleischtöpfe“. Wolf habe allen gezeigt, dass sie nicht nur die Erfüllungsgehilfin von Wagenknecht ist. Nun feure die Chefin zurück.

Und wie weiter? Wolf müsse bei den Koalitionsverhandlungen so viel herausholen, dass es die Partei-Chefin zufriedenstellt, glaubt der Experte. „Möglich wäre auch eine Zusatzerklärung zum Koalitionsvertrag.“

Aus dem Bundes-BSW hieß es gegenüber BILD, eine Beteiligung an Landesregierungen, bei der nicht alle Forderungen der Chefin erfüllt werden, würde die Strategie zur Bundestagswahl torpedieren: Man könne nicht als Anhängsel und Mehrheitsbeschaffer „der Etablierten“ daherkommen. „Das wäre im Wahlkampf kein Machtbonus, sondern ein Makel.“

Als pragmatisches Anhängsel der CDU im Osten verliere man zu viele Wähler an die AfD: „Dann in den Ländern besser nicht regieren. Der Bund ist wichtiger.“

Wohl vor allem für eine: Parteiführerin Wagenknecht.