Schmeckt unser Essen bald anders?

Ärzte warnen: viele Lebensmittel haben zu viel Zucker, Salz und Fett. Um das zu ändern, erarbeitet das staatliche Max-Rubner-Institut (MRI) im Auftrag des Ernährungsministeriums von Minister Cem Özdemir (58, Grüne) konkrete Reduktionsziele. Beteiligt u. a.: mehr als 80 Experten, 14 Lebensmittelverbände und 20 Wissenschaftler aus dem MRI.

▶︎ Wie die Lebensmittelzeitung zuerst berichtete, hat das MRI jetzt erstmals konkrete Ziele für verschiedene Lebensmittelkategorien festgelegt.

Diese Ziele stehen schon fest

▶︎ Gesüßte Cola-Getränke (u. a. Coca-Cola): –15 Prozent Zucker. Das scheine laut MRI „kurzfristig umsetzbar“.

▶︎ Erfrischungsgetränke (u. a. Punica, Capri Sonne): Ziel ist eine „Reduktion des Süßgeschmacks“.

▶︎ Sandkuchen und Mürbekekse: –10 Prozent Zucker.

▶︎ Wurstwaren: bis zu 10 Prozent weniger Kochsalz möglich.

Geplant sind auch neue Rezepturen für Kekse, Waffeln, Backwaren (weniger Zucker), Frühstückszerealien und Knuspermüsli (weniger Zucker und Fett), Brot und Kleingebäck (weniger Salz).

Müssen Hersteller die Vorgaben umsetzen?

Die finalen Ergebnisse will das MRI erst 2025 vorlegen, bis dahin ist noch nichts in Stein gemeißelt.

Özdemir ließ auf BILD-Anfrage erklären, sein Haus wolle die Ergebnisse dann „intensiv prüfen und fachlich auswerten“. Es gehe darum, „mit wissenschaftlich fundierten und auf Zielgruppen abgestimmten Reduktionszielen die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass der Anteil von Zucker, Fetten und Salz in verarbeiteten Lebensmitteln gesenkt wird und es für Menschen einfacher wird, sich gesund zu ernähren“.

Der Grünen-Politiker wies in der Vergangenheit immer wieder darauf hin, es handele sich um freiwillige Selbstverpflichtungen und keine staatlichen Ernährungsvorgaben. Nicht er, sondern seine Vorgängerin, die CDU-Politikerin Julia Klöckner (im Amt von 2018 bis 2021), habe das Ganze angestoßen.

Gänzlich freiwillig scheint das alles aber nicht zu sein. Noch im Frühjahr sagte Özdemir, er wolle diese „objektive, wissenschaftlich fundierte Grundlage für weitere Reformulierungen“ gegenüber der Ernährungsindustrie „einfordern“. Die Ernährungsindustrie kritisiert, nicht ausreichend eingebunden zu sein. Ernährungsindustrie-Boss Christoph Minhoff (65) zu BILD: „Die Vorgängerin hat den Konsens gesucht, das sehen wir beim jetzigen Verfahren nicht. Man wollte zwar unser Fachwissen, aber nicht unseren Rat.“