Ein Entschluss, für den Olaf Scholz (66, SPD) oft in der Kritik steht: das NEIN zu deutschen Taurus-Marschflugkörpern für die Ukraine. Jetzt wettert auch der britische Ex-Premier Boris Johnson (60) deshalb gegen ihn.

Der Bundeskanzler hat seine Entscheidung bekräftigt und begründet sie mit einer potenziellen Reichweite der Taurus-Raketen von der Ukraine bis nach Moskau (rund 500 Kilometer). Dies bringe „eine große Eskalationsgefahr“ mit sich.

Die Nato-Partner USA, Großbritannien und Frankreich haben bereits Marschflugkörper mit Reichweiten von bis zu 300 Kilometern an die Ukraine geliefert. Derzeit wird auch diskutiert, ob der Einsatz dieser Waffen gegen Ziele auf russischem Territorium grundsätzlich erlaubt werden soll.

US-Präsident Joe Biden (81) und der britische Premierminister Keir Starmer (62) waren bei einem Treffen am Freitag in Washington aber zu keiner Entscheidung in dieser Frage gekommen.

Nun schaltet sich der frühere britische Premierminister Boris Johnson in die Diskussion ein und fordert Scholz auf, seine Haltung zu überdenken.

„Wir brauchen definitiv auch eine Taurus-Lieferung, definitiv“, sagte Johnson der „Süddeutschen Zeitung“ auf einer Sicherheitskonferenz in Kiew. Mit Blick auf die deutsche Geschichte könne er Scholz zwar verstehen, aber es gehe jetzt um eine klare Haltung in einer ganz entscheidenden Phase.

Nicht das erste Mal, dass Boris Johnson Vorwürfe gegen den Kanzler erhebt: Die Bundesregierung habe zu Beginn von Putins Feldzug gewollt, dass die Ukraine schnell verliere, sagte er in einem CNN-Interview Ende 2022.

Johnson damals: „Die deutsche Ansicht war zu einem bestimmten Zeitpunkt, dass es besser wäre – wenn es passieren würde, was eine Katastrophe wäre –, wenn die ganze Sache schnell vorbei wäre und die Ukraine aufgeben würde.“ Deutschland habe „alle möglichen stichhaltigen wirtschaftlichen Gründe“ für eine Niederlage der Ukraine angeführt.

Regierungssprecher Steffen Hebestreit (52) wies die Vorwürfe damals zurück: „Wir wissen, dass der sehr unterhaltsame frühere Premier immer ein eigenes Verhältnis zur Wahrheit hat – das ist auch in diesem Fall nicht anders.“