Große Aufregung um einen ZDF-Beitrag über schnellere Zahnarzt-Termine für Asylbewerber.
Im ZDF-Magazin „frontal“ behauptet ein anonymer Zahnarzt, dass er Asylbewerber bei der Terminvergabe bevorzuge – weil er für ihre Behandlung mehr Geld bekomme als für andere gesetzlich Versicherte.
Er sagt: „Am liebsten sind mir die Privatpatienten. Hier wird jede Behandlung bezahlt. Auch für Asylbewerber bezahlt mir das Sozialamt aus Steuergeld jede Behandlung. Dann kommen erst die gesetzlich Versicherten, die unterliegen einem Budget. Und zum Schluss noch die AOK-Patienten, hier wird mir noch mehr abgezogen.“
Heißt: Gesetzlich Versicherte hätten bei der Terminvergabe das Nachsehen, müssten länger warten als Asylbewerber. Die Aufregung auf X – riesig!
Aber: Was ist dran an dieser Aussage?
Fest steht: Zahnärzte bekommen pro Quartal eine Vergütungsobergrenze pro gesetzlich versichertem Patienten – ist dieses Budget aufgebraucht, behandelt der Arzt ohne dafür bezahlt zu werden („Budgetierung“). Bei Asylbewerbern greift diese Regel nicht. Darauf beruft sich der anonyme Zahnarzt.
Fest steht aber auch: Asylbewerber haben erst ab dem dritten Jahr Aufenthalt Anspruch auf den vollen Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung.
Leistungen auf „Behandlung akuter Erkrankungen und Schmerzen beschränkt“
▶︎ Die Kassenzahnärztliche Vereinigung Berlin schreibt über die Zahnbehandlungen bis dahin auf BILD-Anfrage: „Diese Leistungen unterliegen zwar nicht der Budgetierung. Sie sind aber auf die Behandlung akuter Erkrankungen und Schmerzen beschränkt.“
▶︎ Gesundheitsökonom Prof. Wolfgang Greiner (Uni Bielefeld) zu BILD: „Diese Behandlung wird direkt aus Steuermitteln bezahlt – jedoch nicht so gut wie bei Privatpatienten. Da es nur um Akutbehandlungen geht, würde sich an der Wartezeit für gesetzlich Versicherte kaum etwas ändern, wenn alle frisch angekommenen Asylbewerber nicht mehr diesen Sonderstatus hätten. Denn bei Schmerzen bekommt man ja auch als gesetzlich Versicherter schneller einen Termin.“
FDP-Politiker: „Kann Aussagen des Zahnarztes so nicht nachvollziehen“
Prof. Andrew Ullmann (62), gesundheitspolitischer Sprecher der FDP, zu BILD: „Die Aussagen des Zahnarztes kann ich so nicht nachvollziehen. Denn die zahnärztlichen Leistungen sind zwar in den gesetzlichen Kassen gedeckelt, die Regelversorgung wird jedoch übernommen. Für besseren Zahnersatz, Wurzelbehandlungen und ästhetische Maßnahmen müssen Patienten jedoch oft zuzahlen oder komplett selbst zahlen.“