Er wollte wohl Donald Trump töten, schoss mit einer Pistole auf dessen Golfanwesen in Mar-a-Lago (Florida): Ryan Wesley Routh (58). Der Waffennarr und radikale Aktivist waren schon viel in der Welt unterwegs – zuletzt in der von Russland überfallenen Ukraine.

Was er dort trieb: Er versuchte, ausländische Kämpfer für die ukrainische Armee zu rekrutieren. „Er war sehr extrovertiert und sprach jeden an, der Englisch konnte“, sagt der deutsche Chris Lutz (42), der selbst jedes Jahr sechs bis 9 Wochen für humanitäre Hilfsmissionen in die Ukraine fährt und dort Zivilisten in Frontnähe mit Lebens- und Haushaltsmittel versorgt.

Dort lernte er Routh 2022 kennen, wenige Wochen nach dem Überfall der russischen Armee. Lutz beschreibt ihn so: „Er war nicht irre. Aber er hatte etwas Obsessives an sich, hatte einen eindeutigen Hyperfokus auf seine Aufgabe.“

Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt habe, ließ er nicht mehr locker. Als ein Bekannter Lutz’ Routh sagte, er kenne sich mit Drohnen aus, seien sie tagelang herumgefahren in der Hoffnung, mit den richtigen Leuten eine Produktion zu starten – vergeblich.

Lutz vermutet auch, dass Routh ADHS habe. „Er hat mich ständig mit Anfragen und Bitten bombardiert und ließ nicht los, nachdem ich ihm gesagt hatte, dass ich wieder in Deutschland bin und ihm nicht helfen kann. Ich musste ihn irgendwann blockieren“, erzählt Lutz.

Der Veranstaltungstechniker erinnert sich: „Ich habe mit ihm nie über etwas anderes gesprochen als über die Ukraine.“ Ob der spätere Versuch, Trump zu töten, mit dessen Ukraine-Politik zusammenhängen könnte, kann Lutz aber nicht sagen.

„Ich habe ihm meine Nummer gegeben, weil ich glaubte, dass er sehr viele Kontakte hat. Doch irgendwann hatte ich Zweifel, ob nicht auch viel heiße Luft dabei war.“ Routh habe immer von Kontakten in der ukrainischen Armee gesprochen. Aber, so Lutz: „Soweit ich es mitbekommen habe, hatte er Kontakt zu niederen Offiziersrängen in der ukrainischen Armee, dann hat er versucht, Leute an sie zu vermitteln.“ Offiziell für die ukrainische Armee tätig war der spätere Attentäter nie, sondern nur auf eigene Faust unterwegs.

Routh soll – so hat er’s gerüchteweise gehört – von der Ukraine ausgewiesen worden sein, weil der Verdacht bestand, er habe afghanische Kämpfer in die Ukraine einzuschleusen versucht. Die Ukraine nehme aber bis auf eine spanischsprachige Einheit nur Ausländer auf, die auch Englisch sprechen.