Das Ruhrgebiet bebt. In Duisburg ist gerade Krisenstimmung. Mega-Streit um Stahlgigant ThyssenKrupp!

Stahl-Vorstände (u. a. Stahlchef Bernhard Osburg) und mehrere Aufsichtsräte der Stahlsparte (u. a. Sigmar Gabriel, Detlef Wetzel) haben hingeschmissen. Grund: Streit mit Vorstandsboss Miguel Lopez (59) und Aufsichtsratschef Siegfried Russwurm (61) über den richtigen Kurs. Es drohen Konzernspaltung und Jobabbau.

27 000 Mitarbeiter hat der Konzern zurzeit – allein 13 000 davon arbeiten in Duisburg. Zuletzt hieß es, dass bis zu 10 000 Jobs bedroht sein könnten.

Hintergrund: Vorstandsboss Miguel López (59) will die Stahlsparte aus dem Gesamtkonzern ausgliedern und gesundschrumpfen. Er geht dabei rigoros vor.

Der weg in die Eskalation

Der zurückgetretene Aufsichtsratschef der Stahlsparte, Ex-Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (64), macht dem ThyssenKrupp-Konzernchef im Gespräch mit BamS schwere Vorwürfe: „López will die Stahlsparte mit der Brechstange aus dem Konzern lösen.“

Das habe der Vorstand des Stahlunternehmens immer mit guten Gründen abgelehnt. „Offenbar hatte Herr López dem Mutterkonzern das Versprechen gegeben, alles viel schneller als seine Vorgänger zu schaffen.“ Denn es ist schon das vierte Mal seit 2006, dass der Mutterkonzern ThyssenKrupp seine Stahlsparte loswerden will.

Gabriel: „Alle Versuche sind am Ende daran gescheitert, dass mindestens 1,5 Milliarden Euro fehlen. So war es auch dieses Mal wieder.“ Statt das Unternehmen endlich umzubauen und die jahrelangen Versäumnisse aufzuholen, sollten unrealistische Annahmen die Finanzlücke schließen. „Als sich der Stahlvorstand dagegen gewehrt hat, sollte er ausgetauscht werden.“

Leider, so Gabriel, habe López dies mit einer in der deutschen Wirtschaftsgeschichte einmaligen Kampagne zur Diskreditierung der Vorstände betrieben. Dabei handele es sich um Stahlexperten, die in ganz Europa für ihre Kompetenz und Professionalität geschätzt werden. Gabriel: „Das Bittere ist, dass wir am 9. August bereits einen Konsens erreicht hatten und im Umbau des Stahlunternehmens schon ziemlich weit waren. Herr López hat diesen Konsens ohne Not zerstört.“

Im Ergebnis werde jetzt wieder Zeit und Geld verloren. Vor allem aber sei das Vertrauen der Stahlarbeiter zerstört worden. Gabriel: „Ohne die 27.000 Stahlarbeitnehmer kann aber kein so grundlegender Umbau des Stahlgeschäfts erfolgreich sein. Das werden Herr López und sein Aufsichtsrat jetzt lernen – und dafür vermutlich weit mehr Lehrgeld zahlen, als es nötig gewesen wäre. Mit dem Kopf durch die Wand tut in der Regel nicht der Wand weh.“

Den Stahlkochern in Duisburg machte der frühere SPD-Chef hingegen Mut: „Ich sehe nicht, dass nun 10.000 Jobs bedroht sind. Es gehen in den nächsten Jahren so viele Mitarbeiter in Rente, dass die Leute noch gebraucht werden.“ Und weiter: „Das Stahlwerk macht gute Arbeit. Die Mitarbeiter sind fleißig, leisten viel. Der Vorstand sollte ihnen statt Angst lieber Mut machen.“

Vor dem Hintergrund der grünen Transformation der Stahlproduktion in Deutschland hin zu Klimaneutralität richtete Gabriel einen Appell an die Politik, mit allen Stahlunternehmen erneut in den Dialog zu gehen. Es solle einen „Stahlgipfel“ geben.

SPD fordert Russwurms Rücktritt

ThyssenKrupp-Aufsichtsratschef Russwurm trifft jetzt selbst der Zorn. Die SPD in Nordrhein-Westfalen fordert seinen Rücktritt als Chef des Industrieverbands BDI: „Durch seine Mittäterschaft beim rücksichtslosen Angriff auf die Soziale Marktwirtschaft und die industrielle Herzkammer des Ruhrgebiets ist Siegfried Russwurm als BDI-Präsident unglaubwürdig und muss zurücktreten“, so NRW-Fraktionschef Jochen Ott (50) zu BILD.