Leipzig – Blini, Borschtsch – und jetzt Bärlauch! Russische Feinschmecker kommen offenbar auf den dezenten Knoblauch-Geschmack. Und dafür plündern Landsleute unsere Wälder, graben säckeweise der begehrten Knollen aus, um sie in der Heimat teuer zu verkaufen.

Auf der rücksichtslosen Jagd nach der Bärlauchwurzel werden ganze Naturschutzgebiete verwüstet.

Tatort Auwald in Leipzig: Der Stadtforst der Messestadt ist berühmt für seine Bärlauch-Vielfalt. Zu Erntezeit im Frühling weht anhaltend dezenter Knoblauchduft durch den Wald. Die Bärlauchblätter dürfen auch gepflückt werden – für den Eigenbedarf.

Professionelle Bärlauch-Diebe roden jedoch ganze Felder im Auwald. Sie reißen mit Hacken die bis zu zehn Zentimeter im Boden steckende Wurzeln heraus. „Dort wächst dann erst einmal gar nichts mehr, da ist alles platt“, sagt eine Polizeisprecherin.

Um nach der „Arbeit“ nicht aufzufallen, ziehen sich die Verbrecher im Wald sogar um, lassen ihre verdreckten Klamotten zurück, um sie am nächsten Tag wieder anzuziehen. Die Polizei entdeckte bereits solche Schlammhosen, Exkremente und Essensreste. Eine Polizeisprecherin: „Da werden ganze Lager und Unterstände errichtet, die von außen nicht zu sehen sind.“

Polizei stoppt Bärlauch-Diebe in Sachsen

Vor ein paar Tagen erwischten Polizisten bei einer Kontrolle eines Volvos kriminelle Erntehelfer: „Die Beamten nahmen starken Bärlauchgeruch wahr und forderten die drei Insassen (27, 29, 39, alle russisch/d. Red.) auf, den Kofferraum zu öffnen. Dort fanden wir mehrere Einkaufstüten voller Bärlauchknollen und Erntewerkzeug“, sagt die Polizei. Wert der Wurzeln: mehrere tausend Euro!

Kurz darauf schnappten die Fahnder in einem für Bärlauch-Diebstahl bekanntem Waldstück drei weitere Russen (26, 32, 35). Sie hatten Messer und mehrere Tüten Bärlauchknollen dabei. Einige Täter trugen sogar Knieschoner, um länger im Boden plündern zu können.

Gegen die sechs Verdächtigen wird nun wegen des Verdachts des Bandendiebstahls ermittelt.

Auftraggeber aus Russland

Die Fahnder wissen: Auftraggeber der Knollenbanden sitzen oft in Russland oder beliefern dort zahlungskräftige Privatleute oder Spezialitätenrestaurants. Zwar wächst die Knolle auch rings um Moskau, in der Taiga oder der Tundra. Um genügend Blini damit zu füllen, reicht der Russen-Bärlauch aber offenbar nicht aus.