Nur Zufall oder klare Kante aus der Wirtschaft?

Nur zwei Tage dem Sieg des AfD-Direktkandidaten Sascha Schlösser (50) bei der Thüringer Landtagswahl hat die Deutsche Kredit Bank (DKB) dem Politiker aus Erfurt sämtliche Konten und Kreditkarten gekündigt.

Das geht aus einem Kündigungsschreiben vom Dienstag hervor, dass der Rechtsanwalt ins Netz gestellt hat. Dazu schreibt der AfD-Politiker auf X: „Die DKB hat es sich nicht nehmen lassen, mir zur Wahl als Landtagsabgeordneter für die AfD zu gratulieren und kündigt mir alle Konten.“ Auf Facebook ergänzt Schlösser: „Ob der Landtag die Diäten auch bar auszahlt?“

In dem Brief es mit Verweis auf die allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB), dass das Geschäftsverhältnis zum 30. November beendet werde. Schlösser wird aufgefordert, seine Giro- und Geschäftskonten auszugleichen und alle Kreditkarten zu zerstören.

Ein Grund wird nicht genannt. Ein DKB-Sprecher zu BILD: „Wir unterliegen dem Bankgeheimnis und können uns nicht zu einzelnen Kunden äußern.“ Ob es noch mehr Fälle gibt, kann er nicht beantworten, stellt aber klar: „Grundsätzlich schließen wir niemanden systematisch aus, nur weil jemand einer bestimmten Partei angehört.“

Gibt es trotzdem einen Zusammenhang? Immer wieder beteiligt sich das Geldinstitut an politischen Kampagnen wie „niewiederistjetzt“. In den sozialen-Netzwerken wirbt es mit einem Sonderlogo in Regenbogenfarben.

In einem versteckten Youtube-Video zur Aktion „Zusammenland“ (50 Unternehmen) erklärte DKB-Vorstandsmitglied Tilo Hacke im Juni: „Vielfalt und Toleranz sind essenziell für eine zukunftsfähige Gesellschaft und Wirtschaft – auch wenn es um Fachkräfte oder die Widerstandsfähigkeit unserer Ökonomie geht. Hass und Hetze haben bei uns keinen Platz.“

AfD-Kandidat war zwölf Jahre in der CDU

Unklar ist, ob die Bank gegen die Neutralitätspflicht verstößt, der manche Unternehmen unterliegen. Als Tochtergesellschaft der Bayerischen Landesbank gehört die DKB indirekt zur Anstalt des öffentlichen Rechts.

Schlösser war von 2003 bis 2015 CDU-Mitglied und zieht nun durch die meisten Erststimmen (35,7 Prozent) im Wahlkreis Erfurt I in den Thüringer Landtag ein.

Am Montag stellte er Fotos von einem eingeworfenen Fenster seiner Kanzlei ins Netz. Vor einer Woche teilte er auf Facebook mit, dass er den Reifenwechsel an seinem Wahlkampfauto nicht bezahlen musste und stattdessen von der Werkstatt aufgefordert wurde, mehr Plakate aufzuhängen.