Auf seinem englischsprachigen X-Kanal (früher Twitter) kommentiert das Auswärtige Amt eine Aussage von Donald Trump (78) im TV-Duell. Kritiker, darunter mehrere Unions-Politiker, werfen Außenministerin Annalena Baerbock (43, Grüne) nun Einmischung in den US-Wahlkampf vor.
Im TV-Streitgespräch sagte der Präsidentschafts-Kandidat der Republikaner an einer Stelle über Herausforderin Kamala Harris (59, Demokraten), diese wolle in den USA das Fracking einstellen und keine fossilen Brennstoffe mehr nutzen.
Trump erklärte ihr dann: „Deutschland hat das versucht und innerhalb eines Jahres sind sie zum Bau normaler Kraftwerke zurückgekehrt.“
Auf seinem englischsprachigen X-Account kommentiert das Auswärtige Amt diese Aussage.
Die Behörde von Außenministerin Annalena Baerbock schreibt: „Ob es einem gefällt oder nicht: Deutschlands Energiesystem ist voll funktionsfähig, mit 50 % erneuerbaren Energien.“
Dann weist das Auswärtige Amt Donald Trump auch noch auf einen Fehler hin und stellt klar: „Und wir schalten Kohle- und Atomkraftwerke ab – und nicht zu. Spätestens 2038 wird die Kohle vom Netz sein.“
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„Wir essen keine Katzen und Hunde“
Selbst ein Postskriptum (PS:) können Baerbocks Diplomaten sich nicht verkneifen und schreiben: „Wir essen auch keine Katzen und Hunde.“
Sie beziehen sich damit auf eine andere Aussage von Donald Trump im Streitgespräch. Der hatte, als es um illegale Einwanderung in die USA ging, behauptet, in Springfield (Ohio) hätten Einwanderer aus Haiti Haustiere der Bewohner gegessen.
▶︎ Alexander Schaumburg kommentiert den Tweet der Baerbock-Behörde auf X mit der Frage: „Sind Sie verrückt, sich in den amerikanischen Wahlkampf einzumischen? Wollen Sie, dass wir ein Pariastaat werden.“
▶︎ Der Bundestagsabgeordnete Volker Ullrich (48, CSU) findet: „Die Bundesregierung sollte sich nicht in die US-Wahlen einmischen, schon gar nicht mit verkürzten oder gar irreführenden Informationen.“
▶︎ Jürgen Hardt (61, CDU), außenpolitischer Sprecher der Unionsfraktion, äußert sich gegenüber dem „Spiegel“: „So verlockend es auch erscheinen mag, nicht alles muss kommentiert werden. Zumal es fraglich ist, ob eine oberste Bundesbehörde wie das Auswärtige Amt einen Gag auf Kosten des eventuell nächsten Präsidenten unseres wichtigsten Verbündeten machen sollte.“ Hardt fährt fort: „Ich persönlich finde, diesen Gag hätte sich das Amt sparen können.“
▶︎ Norbert Röttgen (59, CDU) bewertet den Kommentar gegenüber dem „Spiegel“ als „ganz seltsame Diplomatie“.
▶︎ Viele andere Nutzer beschreiben auf X – meist ebenfalls auf Englisch – welche Folgen die Energiepolitik der Bundesregierung für die deutsche Wirtschaft hat.
▶︎ Richard Grenell (57), ehemaliger US-Botschafter in Deutschland, der im Fall eines Trump-Siegs als Außenminister gehandelt wird, kritisiert den Post als Wahlbeeinflussung, die schlimmer sei als die Russlands oder des Irans. „Wir sehen dies und werden entsprechend handeln“, schrieb er auf X.
Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes, versichert BILD, dass man sich keineswegs in den US-Wahlkampf einmischen wolle. „Ziel ist es, im Ausland ein faktenbasiertes Deutschlandbild zu vermitteln.“ Dazu gehöre auch, in den sozialen Medien diskutierte inkorrekte Aussagen zu widerlegen.