Scholz oder Pistorius – wer wird nächster Kanzlerkandidat der SPD? In der Partei steigt der Druck auf Kanzler Olaf Scholz (66), den Weg freizumachen für seinen Verteidigungsminister Boris Pistorius (64).
Die Hoffnung vieler Genossen: Mit Pistorius kann die Partei das Ruder noch herumreißen, die CDU und Friedrich Merz (69) links überholen.
„Pistorius hat viel Erfahrung“
▶︎ Doch was sagen Deutschlands führende Meinungsforscher zum Pistorius-Hype?
Forsa-Chef Prof. Manfred Güllner (82) sagt zu BILD: „Pistorius hat viel Erfahrung in den Bereichen Soziales und Innenpolitik in Niedersachsen in der Landespolitik und auch als Oberbürgermeister gesammelt.“ Er habe Führungsstärke in wichtigen Bereichen gezeigt.
ABER: In der Wirtschaft fehlt ihm das Know-how bisher. Güllner glaubt, dass er diese Schwäche mit einem guten Wirtschaftspolitiker an seiner Seite wettmachen kann. Gut möglich, dass er so verloren gegangene Wähler aus der Mitte der Gesellschaft zurückgewinnen könne.
INSA-Chef Hermann Binkert (60) erklärt: „Pistorius hat viele Vorschusslorbeeren. Seit zwei Jahren ist er der beliebteste Politiker im Land.“ Er profitiere als Verteidigungsminister sogar auf einem Posten, der keine Wohlfühl-Themen biete. „Außerdem ist er auch bei Wählern anderer Parteien beliebt.“ Diese Welle könne ihn noch bis Februar tragen.
► Zwischenfazit: Bei innerer Sicherheit und Führungsstärke liegt Pistorius vor Scholz.
„Ein-Themen-Mann“
Allerdings warnt Janina Mütze (34, Civey): „Pistorius ist bislang ein Ein-Themen-Mann und als Politiker für viele noch weniger greifbar. Seine Verteidigungs- und Ukrainepolitik polarisiert – vor allem im Osten hat er wenig Rückhalt.“
Außerdem: Die wahlentscheidenden Themen seien Wirtschaft, Migration und soziale Fragen. Pistorius’ Position dazu? „Weitestgehend unbekannt.“ So spät noch einen neuen Kandidaten aufzubauen, berge Risiken.
Auch für Meinungsforscher Klaus-Peter Schöppner (75, Mentefactum) ist das die entscheidende offene Flanke bei Pistorius. „Bei sozialdemokratischen Themen wie etwa sozialer Gerechtigkeit ist Pistorius bisher nicht in Erscheinung getreten.“ Er könne auch nicht auf die Expertise möglicher Minister verweisen. Würde er neuer Kanzlerkandidat, käme sofort die Diskussion auf: Kann er das überhaupt? „Das wird ein ganz großes Problem.“
Schöppner glaubt, mit Pistorius liegen die Siegchancen für die SPD bei unter einem Prozent. Sein Fazit: „Auch mit Pistorius wird die SPD verlieren.“