Gibt es heute ein neues Iran-Abkommen? Oder steht doch der nächste Krieg vor der Tür?
Im Wüstenstaat Oman treffen sich am Samstag Vertreter des Iran und der USA zu den hochrangigsten Gesprächen zwischen den beiden Ländern seit 2022.
US-Präsident Donald Trump sagte mit Blick auf die Verhandlungen: „Ich denke, alle sind sich einig, dass ein Abkommen vorzuziehen wäre gegenüber dem Offensichtlichen“, wobei sich „das Offensichtliche“ auf einen militärischen Schlag bezieht.
Top-Thema der Gespräche: Der Iran reichert Uran derzeit auf bis zu 60 Prozent an, was nahezu waffenfähigem Material entspricht. Trump hat jedoch klargemacht: Der Iran darf niemals eine Atombombe haben.
▶︎ Die USA setzen sich deshalb für weitere Überprüfungen der Atomanreicherung ein. Heißt vor allem: besserer Zugang für UN-Inspektoren. Der Iran hat hingegen damit gedroht, bei zu viel Druck Inspektoren auszuweisen oder die Kooperation komplett zu beenden.
Iran will „begrenzte Vereinbarung“
Geopolitik-Experte Michael Horowitz sagt BILD: „Der Iran strebt eine sehr begrenzte Vereinbarung an, die sein Atomprogramm in seinem aktuellen Zustand ‚einfriert‘, aber nicht zurückfährt.“ Heißt konkret: Der Iran will weiterhin sehr nah an der Atombombe bleiben, würde sich aber dazu verpflichten, „die nukleare Schwelle nicht zu überschreiten“.
▶︎ Die USA hingegen „wollen eine Rücknahme des iranischen Atomprogramms – insbesondere in allen Bereichen, die nicht ziviler Natur sind“, so Horowitz.
Der Experte weiter: „Teheran wird höchstwahrscheinlich eine begrenzte, ‚temporäre‘ Vereinbarung anbieten, um die Spannungen einzufrieren – etwas, das Trump als ‚Erfolg‘ darstellen kann.“
Der Iran könnte sich zudem für eine weiterreichende Einigung offen zeigen. Dies wäre laut Horowitz jedoch „wohl nur ein Mittel, um Zeit zu gewinnen und darauf zu warten, dass Trump das Interesse verliert.“
Droht ein neuer Krieg?
Einen baldigen Angriff der USA auf den Iran hält der Experte derzeit allerdings nicht für wahrscheinlich – trotz der scharfen Rhetorik.
▶︎ Er glaubt jedoch, dass Trump „bereit sein könnte, Israel die nötigen Waffen zur Verfügung zu stellen, um den Iran anzugreifen – insbesondere solche, über die Israel nicht selbst verfügt – falls der Iran jede Vereinbarung ablehnt.“
Gemeint sind damit bunkerbrechende Bomben, die tief im Untergrund einschlagen. Mögliches Ziel wären die unterirdischen iranischen Atomanlagen, etwa in Natanz.