„Anora“ gewinnt Oscar in fünf Kategorien

Bei der Oscarverleihung in Los Angeles hat der Film Anora in der Kategorie bester Film gewonnen. Die US-Filmakademie zeichnete die Tragikomödie über eine Sexarbeiterin mit ihrem wichtigsten Preis aus. Die Low-Budget-Produktion über die turbulente Liaison zwischen einer New
Yorker Stripperin und einem russischen Oligarchensohn setzte sich gegen den
Vatikanthriller und acht andere Filme durch.

Zuvor hatten bereits Anora-Regisseur Sean Baker und Hauptdarstellerin Mikey Madison die Oscars in ihrer jeweiligen Kategorie erhalten. Insgesamt bekam der Film, der bereits in Cannes gesiegt hatte, fünf Oscars. Die 25-jährige Madison setzte sich unter anderem gegen die Schauspielerin Demi Moore durch, die mit ihrer Rolle in dem Film als Favoritin gegolten hatte. 

Von den deutschen Filmschaffenden war der
Spezialeffekte-Künstler Gerd Nefzer erfolgreich – er gewann für seinen dritten Oscar.

Zweiter Oscar für Adrien Brody

Drei Oscars gingen zudem an das Drama über einen jüdischen Architekten, der sich nach dem Holocaust ein neues Leben in den USA aufbauen will. Hauptdarsteller Adrien Brody gewann für die Rolle seinen zweiten Oscar – damit ging Timothée Chalamet, der den Musiker Bob Dylan in spielt, leer aus.

Brody nutzte seine Dankesrede, um den anhaltenden Antisemitismus und Rassismus anzuprangern. „Ich bin erneut hier, um die anhaltenden Traumata und die Folgen des Krieges, der systematischen Unterdrückung, des Antisemitismus, des Rassismus und der Ausgrenzung zu repräsentieren“, sagte Brody, der seine erste Oscarauszeichnung für seine Hauptrolle im Film erhalten hatte. „Ich glaube, wenn uns die Vergangenheit etwas lehren kann, dann ist es eine Mahnung, Hass nicht unbeachtet zu lassen“, sagte Brody.

Kieran Culkin und Zoë Saldaña beste Nebendarsteller

Der Oscar für den besten Nebendarsteller ging an Kieran Culkin für seine Rolle in . Beste Nebendarstellerin wurde Zoë Saldaña (), die auf der Bühne unter Tränen ihre Mutter erwähnte und daran erinnerte, dass sie selbst Kind von Einwanderern sei. Sie bekomme die Auszeichnung für eine Rolle, in der sie Spanisch singe und spreche. „Das ist für meine Großmutter“, sagte sie.

Der Oscar für den besten Animationsfilm ging an . Damit wurde erstmals ein lettischer Film mit dem wichtigsten Filmpreis ausgezeichnet.

Eröffnet wurde die Show mit einer Hommage an die Stadt Los Angeles, in der Anfang des Jahres Brände verheerende Schäden angerichtet hatten. 

Erstmals moderiert wurde die Gala von US-Comedian Conan O’Brien. In seiner Eröffnungsrede kritisierte er unter anderem die Schauspielerin Karla Sofía Gascón. Die Hauptdarstellerin des Films hatte sich in alten, inzwischen gelöschten Posts auf dem Portal X islamfeindlich und rassistisch geäußert. Der Musicalthriller war mit 13 Nominierungen ins Rennen gegangen und gewann letztlich lediglich in zwei Kategorien.

Deutsche Produktionen gehen leer aus

Neben Nefzer waren weitere Filmschaffende aus Deutschland nominiert, die allerdings keine Preise erhielten. Kostümbildnerin Lisy Christl und Komponist Volker Bertelmann, die für den Vatikanthriller nominiert gewesen waren, setzten sich nicht durch. Der Film von Regisseur Edward Berger gewann allerdings eine Auszeichnung für das beste adaptierte Drehbuch.

Für Deutschland war das Drama des in Hamburg lebenden iranischen Regisseurs Mohammad Rasulof nominiert – der Preis in der Sparte International Feature Film ging allerdings an das Drama () über die Militärdiktatur in Brasilien.

Die deutsche Produktion über das Olympiaattentat 1972 in München, die für das beste Originaldrehbuch nominiert war, verpasste die Auszeichnung ebenfalls.

Erinnerung an Gene Hackmann

Während der Verleihung kamen mehrere Feuerwehrleute auf die Bühne, die nach den Waldbränden von O’Brien als Helden gewürdigt wurden. Hollywoodstar Morgan Freeman erinnerte an den kürzlich verstorbenen Schauspieler Gene Hackman und dessen Frau Betsy Arakawa.

Auch eine Hommage an die James-Bond-Filme enthielt die Show. Die langjährigen Bond-Produzenten Barbara Broccoli und Michael G. Wilson gaben zuletzt die kreative Kontrolle über das Franchise an Amazon ab.

Auf dem roten Teppich revanchierte sich Hollywoodstar Halle Berry auf überraschende Weise mehr als 20 Jahre nach einem stürmischen Kuss von Brody und küsste ihn auf den Mund.

Politische Statements auf der Bühne

In mehreren Momenten wurde es politisch. Ein Oscar ging an den Dokumentarfilm eines palästinensisch-israelischen Teams, der von der Räumung palästinensischer Dörfer im Westjordanland erzählt. Der Film war auch bei der Berlinale 2024 ausgezeichnet worden. Den Filmemachern wurde damals nach der Verleihung eine einseitige Positionierung im Nahostkonflikt und teils auch Antisemitismus vorgeworfen.

Die Regisseure nutzten die Bühne in Los Angeles, um auf die Situation in ihrer Region hinzuweisen. “ spiegelt die harte Realität wider, die wir seit Jahrzehnten ertragen und gegen die wir uns immer noch wehren“, sagte der palästinensische Filmemacher Basel Adra, „während wir die Welt auffordern, ernsthafte Maßnahmen zu ergreifen, um die Ungerechtigkeit zu beenden und die ethnische Säuberung des palästinensischen Volkes zu stoppen.“

Schauspielerin Daryl Hannah erinnerte auf der Bühne an die Ukraine, die sich seit drei Jahren gegen den russischen Angriffskrieg verteidigt.

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