Anne Frank und ihre „Füller-Kinder“

Am 12. Juni 1929 kommt in der Stadt Frankfurt am Main ein Mädchen zur Welt, das große Pläne und Träume hat: Journalistin oder Schriftstellerin möchte es werden und mit seinen Texten berühmt. Der Wunsch wird in Erfüllung gehen, doch das Mädchen sollte es nicht erleben. Es hieß Anne Frank.

Menschen in der ganzen Welt kennen Annes Namen und ihre Geschichte. Sie war eine von sechs Millionen Juden, die im Zweiten Weltkrieg von Adolf Hitler und den Nationalsozialisten ermordet wurden. Was Anne in den Jahren vor ihrem Tod erlebte und erleiden musste, wissen wir heute recht genau. Denn sie schrieb Tagebuch, das ihr Vater nach dem Krieg veröffentlichte.

Als Anne drei Jahre alt ist, kommen in Deutschland die Nazis an die Macht. Ein Jahr später wandert Annes Familie in die Niederlande aus und baut sich in Amsterdam ein neues Leben auf. Doch dann beginnt 1939 der Krieg, die Nazis haben bald auch in den Niederlanden das Sagen. Am 6. Juli 1942 flüchtet die Familie Frank erneut – diesmal in ein Versteck. Anne ist 13 Jahre alt. Die nächsten zwei Jahre wird sie im Hinterhaus der Firma ihres Vaters verbringen. Der Eingang ist hinter einem Bücherschrank versteckt.

Anne, ihre ältere Schwester Margot und ihre Eltern sind die Ersten in den geheimen Räumen, eine Woche später folgt die Familie van Pels – Vater, Mutter und der Sohn Peter. Nach vier Monaten nehmen sie einen weiteren Mann auf, Fritz Pfeffer. Mit ihm teilt sich Anne ein Zimmer. Acht Menschen müssen auf engem Raum miteinander auskommen.

Von diesem Leben im Hinterhaus erzählt Anne in ihrem Tagebuch. Es wird für sie eine Ersatzfreundin, der sie ihre Sorgen und Gedanken anvertraut. Die Einträge richtet sie wie Briefe an „Kitty“, die es nur in ihrer Fantasie gibt.

Mehr als zwei Jahre lebt Anne im Verborgenen. Am 4. August 1944 wird das Versteck entdeckt. Anne und die anderen Hinterhausbewohner werden verhaftet. Vor 80 Jahren, im Februar 1945, stirbt Anne Frank im Konzentrationslager Bergen-Belsen in Niedersachsen. Sie wurde nur 15 Jahre alt. Doch sie lebt weiter in der Erinnerung der Menschen, die ihre Geschichte erzählen und die ihr Tagebuch lesen.

Und Anne schrieb nicht nur Tagebuch. Am 7. August 1943 notiert sie: „Vor ein paar Wochen habe ich damit begonnen, auch mal eine Geschichte zu schreiben, etwas völlig Ausgedachtes, und das hat mir solchen Spaß gemacht, dass sich meine Füller-Kinder stapeln.“

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