Der Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt ist einen Monat her. In einem Interview spricht Oberbürgermeisterin Simone Borris (62, parteilos) jetzt zum ersten Mal über die schwersten 24 Stunden ihres Lebens.
Das Oberhaupt der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt musste nur Stunden nach dem Anschlag auch noch einen schweren persönlichen Schicksalsschlag verkraften. Ihr Ehemann erlag seinem Krebsleiden.
Als Attentäter Taleb al-Abdulmohsen (50) über den Magdeburger Weihnachtsmarkt raste, sechs Menschen tötete und fast 300 verletzte, saß Simone Borris zu Hause am Sterbebett ihres Andreas.
„Wir haben Fußball geschaut. Ich nehme an, er hat es auch noch mitbekommen. Dann kam der Anruf, dass es ein Attentat auf dem Weihnachtsmarkt gegeben hat, mit Toten und vielen Verletzten“, erzählt Simone Borris der „Volksstimme“.
Etwas später rief Ministerpräsident Reiner Haseloff (70, CDU) an und sagte, er sei auf dem Weg und man sehe sich gleich in der Pressekonferenz. „Da habe ich noch gesagt: ,Nein, Herr Ministerpräsident, ich kann nicht kommen. Mein Mann liegt im Sterben.‘ Ich habe es dann aber noch mal sacken lassen und gesagt, es geht nicht anders, du musst da jetzt hin.“
Borris hatte gehofft, dass ihr Mann durchhält. „Das hat er auch. Am nächsten Morgen ist er dann gestorben.“
„Man steht als Oberbürgermeisterin immer zur Stadt“
Der „Volksstimme“ erzählt die OB: „Man steht als Oberbürgermeisterin immer zur Stadt. Da kann ich mich nicht zurückziehen. Man muss funktionieren. Nicht nur an dem Abend, sondern auch an den Tagen und Wochen danach.“
Krebs-Diagnose kam zu Ostern
Dass ihr Mann unheilbar an Krebs erkrankt ist, wusste Borris seit Ostern. Ihr Amt ruhen zu lassen, kam nie infrage. „Wir haben in den letzten Monaten versucht, freie Tage intensiv zu nutzen.“
Am Morgen des 20. Dezember hatte die OB ihrem Mann versprochen: „Ich bin jetzt für dich da und muss nicht mehr los.“