Seit 20 Jahren ist Anita Maaß (48) Bürgermeisterin im sächsischen Städtchen Lommatzsch (4745 Einwohner). Doch jetzt gibt es eine Meuterei gegen die Stadtchefin, die auch Vorsitzende der Landes-FDP ist.

Zum Amtsantritt war sie die jüngste hauptamtliche Bürgermeisterin in Sachsen überhaupt, sanierte durch einen harten Sparkurs die Finanzen der hoch verschuldeten Stadt.

Doch der Kredit ist offenbar aufgebraucht. Die Mehrheit der Stadträte will Maaß absetzen, werfen der FDP-Politikerin vor, „das Bürgermeisteramt nicht neutral und mit dem nötigen Respekt den Wählern und Bürgern gegenüber zu führen“.

So steht es in einem Abwahlantrag der AfD-Fraktion, der an die Lommatzscher Stadträte und die Verwaltung ging. Stein des Anstoßes: ein Gastbeitrag im „Amts- und Mitteilungsblatt der Stadt“ zum Volkstrauertag. Darin sieht die studierte Historikerin Parallelen zwischen der Machtergreifung der NSDAP zu Beginn der 30er-Jahre und der AfD.

„Rechtspopulisten schüren seit Jahren Rassismus und Fremdenhass. […] In der ˛Weimarer Republik’ gelang es der NSDAP zunächst mit in der Gesellschaft weitverbreiteten populistischem Auftreten politische Zustimmung zu erhalten“, schreibt Maaß und fragt weiter: „Wem jetzt Parallelen zu heute auffallen, hat recht. Wie sollte beispielsweise AfD und Freien Sachsen begegnet werden, wenn sie in Gemeinderäten und Kreistagen sitzen?“

Damit habe Maaß die AfD im Lommatzscher Stadtrat „in die direkte Nähe der NSDAP gerückt und bewusst diffamiert“, heißt es im Abwahlantrag.

Doch auch die Amtsführung der Stadtchefin steht massiv in der Kritik. So würden Anträge aus dem Rat „einfach beiseite gewischt“, die Kommunikation der Stadträte mit der Verwaltung behindert. Und bei der Verwendung von Geld aus einer städtischen Erbschaft (2,6 Millionen Euro) herrsche Intransparenz.

Diese Kritik unterstützt auch Freie-Wähler-Fraktionschefin Marion Schwärig und nennt als Beleg, dass Maaß zuletzt eine Bürgerfragestunde zu Windkraftanlagen im Rathaus kurzerhand absagte. Sie wolle darüber nicht mehr diskutieren. „So kann man doch mit den Leuten nicht umgehen.“

Die Stadtchefin selbst reagierte auf BILD-Anfrage mit Unverständnis. „Ein Abwahlantrag ist das schärfste Instrument gegen mich als Person, als Bürgermeisterin. Ich vermute, das wird von der Landes-AfD gesteuert, ist politisch motiviert“, so Maaß.

Der Abwahlantrag soll am 5. März im Stadtrat abgestimmt werden. Dafür braucht es eine Dreiviertel-Mehrheit – das wären 15 von 19 Stimmen (inklusive der von Maaß). Danach müssten die Lommatzscher in einem Bürgerentscheid abstimmen.