Deutliche Abrechnung mit der Politik und dem Umgang mit der AfD!

Rüdiger Safranski, einer der bekanntesten Philosophen Deutschlands, warnt im Interview mit der „WELT am Sonntag“ (gehört wie BILD zu Axel Springer) eindringlich davor, die AfD pauschal vom demokratischen Diskurs auszuschließen.

Auch die aktuelle „Brandmauer“ zur AfD kritisiert er: „Wenn man nicht ein Viertel der Wähler hinter eine Brandmauer verbannen will, dann bleibt nur eins: Die AfD muss ins demokratische Spektrum integriert werden – und dadurch zivilisiert werden.“

Safranski: Unmut ist nicht antidemokratisch, sondern Ärger

In der wachsenden Zustimmung für die AfD sieht der Top-Philosoph ausdrücklich keinen Rechtsruck im klassischen Sinne, sondern vielmehr Ausdruck für eine tiefe politische Enttäuschung.

Safranski: „Der Unmut, der sich hinter der AfD versammelt, ist nicht antidemokratisch, sondern eben der Ärger über die unterlassene Politikwende.“

Safranski hat zahlreiche Bücher geschrieben und mehrere Literaturpreise gewonnen, etwa den Preis der Leipziger Buchmesse oder den Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung.

Im Zentrum seiner Kritik steht auch die moralisch aufgeladene Debatte, die jede Zusammenarbeit mit der AfD im Keim ersticken soll: „Man muss nur das Gleichsetzungsdelirium in Gang setzen: rechts gleich rechtsextrem gleich faschistisch gleich nazistisch.“

Diese Gleichmacherei sei, so der Philosoph im WELT-Interview, hochgefährlich: „Wenn es so weit kommt, dass zwei Drittel an der Macht ein widerspenstiges Drittel in der Opposition einfach verbieten, dann wäre das wirklich sehr undemokratisch.“

„Die CDU bräuchte Mut“

In der Verantwortung sieht Safranski ausdrücklich auch die Union aus CDU und CSU. So hätte die Union einen Politikwechsel versprochen, könne diesen aber nun nicht einlösen.

Für die Lösung dessen „bräuchte es bei der CDU Mut, mit irgendwas zu drohen, damit die SPD ihre eigene fatale Lage begreift“, so der Philosoph.

Sein Vorschlag: „Ein solches Druckpotenzial vonseiten der CDU wären Neuwahlen oder die Drohung, sich von der AfD in bestimmten Politikfeldern tolerieren zu lassen. Beispielsweise bei der Migration, nicht aber in der Außenpolitik.“

Völlig hoffnungslos ist Rüdiger Safranski aber nicht: „Wo Gefahr ist, wächst auch das Rettende. Wir haben zwar den Scherbenhaufen, aber wir müssen und können endlich aufwachen und aus der Wirklichkeit lernen.“