Für ausreisepflichtige Asylbewerber soll es die Endstation in Deutschland sein, für Schulabgänger das Sprungbrett in eine gesicherte berufliche Zukunft: In Sachsen-Anhalt werden kurzfristig Auszubildende für den Abschiebe-Knast gesucht.
Die geplante Abschiebe-Einrichtung wird aktuell in Volkstedt (Landkreis Mansfeld-Südharz) gebaut. Dort sollen künftig bis zu 30 Asylbewerber bis zu ihrer Abschiebung untergebracht werden. Bewacht werden sollen sie dann auch von zehn Berufseinsteigern.
Ein Traumjob? Klingt erst mal nicht danach.
▶︎ Aber: Die Abschiebe-Azubis (genauer: Obersekretär-Anwärter) erhalten monatlich 1458,94 Euro. (In anderen Ausbildungsbranchen in Deutschland sind zwischen 700 und 1000 Euro brutto üblich.) Hinzu kommen bis zu 152,86 Euro/Monat Zulage, Weihnachtsgeld und Familienzuschlag.
Die Bewerbungsfrist endet am 4. Mai. Ausbildungsstart ist am 1. August.
Azubis müssen Liegestütze schaffen
An die Bewerber hat das Land keine übertriebenen Erwartungen: Sie brauchen mindestens einen Real- oder Hauptschulabschluss mit abgeschlossener Berufsausbildung. Sie dürfen keine Vorstrafen haben, müssen EU-Bürger sein und einen Eignungstest bestehen.
▶︎ Neben Allgemeinbildung und Rechtschreibung werden dabei Merkfähigkeit, logisches Denken und Sprachverständnis überprüft. Außerdem müssen die Abschiebe-Azubis Liegestütze schaffen und beim Ausdauer-Hindernislauf durchhalten.
Die Abschiebe-Einrichtung in Volkstedt geht voraussichtlich Ende 2027 neben der bereits bestehenden Justizvollzugsanstalt (JVA) in Betrieb.
„In den letzten Jahren ist die Zahl der ausreisepflichtigen Ausländer gestiegen“, erklärt eine Sprecherin des Landesverwaltungsamtes auf die Frage, warum Sachsen-Anhalt einen Abschiebe-Knast plant. Anders lasse sich die Ausreisepflicht immer öfter nicht durchsetzen. Bisher weicht Sachsen-Anhalt auf Einrichtungen anderer Bundesländer aus.
Auf Stundenplan steht Selbstverteidigung
Den praktischen Teil der zweijährigen Ausbildung absolvieren die Azubis in herkömmlichen Justizvollzugsanstalten in Sachsen-Anhalt sowie in Abschiebe-Einrichtungen anderer Bundesländer.
▶︎ Der theoretische Unterricht findet im Aus- und Fortbildungsinstitut des Landes in Thale (Harz) statt. Unterrichtet werden Fächer wie Kriminologie, Straf-, Verwaltungs- und Vollzugsrecht sowie Psychologie, Pädagogik und Selbstverteidigung.
Wer die Ausbildung erfolgreich beendet und auch die dreijährige Probezeit bestanden hat, kann Beamter auf Lebenszeit werden und hat Anspruch auf eine A7 (monatlich zwischen 2897 und 3588 Euro).