Weder Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz (69, CDU) noch Altkanzlerin Angela Merkel (70) machen ein Geheimnis daraus, dass ihr Verhältnis belastet ist.

Im „Spiegel“ sagte sie über Merz: „Wer so weit gekommen ist, muss über irgendwelche Eigenschaften verfügen, die ihn dazu befähigen.“ Ein Kompliment geht anders.

In ihren Memoiren („Freiheit“, KiWi-Verlag) verrät die CDU-Politikerin nun, wo sie die Wurzel für diese konfliktreiche Beziehung sieht.

► Aus Merkels Sicht war es etwa ungut, dass Merz einst bei einem Verschwörer-Treffen im Lübecker Ratskeller mit Volker Rühe (82) dabei gewesen war. Das Ziel des Treffens: Nach Wolfgang Schäubles Rückzug sollte Sachsen-Regent Kurt Biedenkopf (†91) zum Chef der CDU gekürt werden. „Für mich war in diesen Überlegungen offensichtlich weiter die Rolle der Generalsekretärin vorgesehen“ – das habe sie „erst recht“ motiviert. Der Ausgang ist bekannt.

Merkel sprengte das Männer-Netzwerk

Wiederum aus Ehrgeiz habe sie 2002 zunächst an ihren Ambitionen auf die Kanzlerkandidatur festgehalten, obwohl der damalige CSU-Chef Edmund Stoiber (83) mehr Unterstützer gehabt hatte: „Für die Kanzlerkandidatur sollte es nicht reichen, nach dem Motto: Die kleine Vorsitzende aus dem Osten kann das nicht. Das kam für mich nicht infrage.“

Das Männer-Netzwerk der Partei – darunter war auch Merz – habe sie allenfalls als „Zwischenlösung“ betrachtet, „wenn nicht gar“ als „Betriebsunfall“.

Stoiber wurde Kanzlerkandidat. Doch luchste Merkel ihm die Zusage ab, dass die CSU sie dabei unterstützen werde, neue Fraktionsvorsitzende zu werden, sollte er die Wahl verlieren. Merz, damals Fraktionschef, sollte in die zweite Reihe zurücktreten, damit für Merkel Platz war.

Beide wollten Nummer Eins sein

Merkel schreibt dazu: Friedrich Merz war tief getroffen, als ich ihm eröffnete, dass ich an seiner Stelle Fraktionsvorsitzende werden wollte (…) Er war und ist ein brillanter Redner (…) Es hatte mir gefallen, dass auch er machtbewusst war (…) Aber es gab ein Problem, und zwar von Beginn an: Wir wollten beide Chef werden.

► Merz schäumte. Wolfgang Schäuble (†81) schrieb in seinen im April 2024 erschienenen Memoiren, er habe Tage gebraucht, um ihn davon zu überzeugen, dass Widerstand zwecklos war. Das Verhältnis Merz-Merkel wurde für Jahre zur offenen Feindschaft.

Dennoch arbeitet sich Merkel in ihrem Buch nicht an Merz ab, auch nicht an seinen öffentlichen Attacken wie der „grottenschlechten Regierung“, die sie angeblich geführt habe.

Das wäre nicht ihr Stil. Und: Das Kriegsbeil ist ja auch begraben. Bei ihrer Lesung am Donnerstagabend sagte sie über Merz‘ Kanzlerkandidatur: „Ich gönne es ihm.“